Auf einmal ist das trübe Wasser ein Sicherheitsrisiko

Im Hülser Freibad gilt erst seit diesem Sommer eine Sichttiefe von mindestens 1,20 Meter. 2019 soll sie wieder abgeschafft werden.

Foto: Samla

Die hochsommerlichen Temperaturen machen es möglich: Die Freibäder in ganz Deutschland platzen aus allen Nähten. In Hüls aber wird es zum wiederholten Mal in diesem Jahr mal wieder nichts mit der erfrischenden Abkühlung. Die Becken sind gesperrt — wie schon öfter in den vergangenen Wochen. Das Wasser ist zu trüb, das Schwimmen zu gefährlich. Die freiwillige Feuerwehr wird die Wassermassen am Wochenende aus dem Becken pumpen. So bedauerlich die erneute kurzfristige Schließung auch sei, die Sicherheit der Badegäste müsse Vorrang haben, teilte die Stadt mit.

Doch genau diese Aussage sorgte bereits auf der WZ-Diskussionsveranstaltung für allerhand Erstaunen. „Lange Jahre spielte die Eintrübung des Wassers im Naturfreibad keine Rolle — warum erst jetzt?“, fragt die Hülserin Rosi Kraus. Die WZ hakt bei der Stadt nach. Wurde bis zu dieser Badesaison vonseiten der Stadt fahrlässig gehandelt im zuständigen Sport-Dezernat, weil das Bad trotz Wassertrübungen nicht geschlossen wurde? „Die Wassereintrübungen im Naturfreibad Hüls [...] haben sich schon in der Vergangenheit als problematisch er-wiesen“, erklärt Stadtsprecher Timo Bauermeister und verweist auf eine zehntägige Schließung im Vorjahr. Eine Risikoanalyse deshalb sei Ende 2017 durchgeführt worden. Mindestsichttiefe seitdem: 1,20 Meter. Die Sichtgrenze soll die Sicherheit der Badnutzer gewährleisten.

Die Folge: Täglich kontrollieren die Mitarbeiter des Sport- und Bäderamtes jetzt vom Beckenrand aus, wie trüb das Wasser ist. Wenn die Sichtbehinderung zu groß ist, werden die Becken geschlossen. Diese Unannehmlichkeiten will man im kommenden Sommer nicht mehr auf sich nehmen. Das Freibad, dass von der Stadt fälschlicherweise als Naturbad deklariert wird, soll in Zukunft auch offiziell eins werden. Dazu ist eine geänderte Klassifizierung notwendig, mit der neue Richtlinien einhergehen. „Eine Sichttiefenbegrenzung existiert dann normengebunden nicht mehr“, sagt Bauermeister. Heißt: Badegäste müssten zukünftig beim Schwimmen noch mehr auf sich selber achten. Schließungen aufgrund von Wassertrübungen wären während der Badesaison aber unwahrscheinlich. Wie genau die rechtliche Grundlage — beispielsweise bei Badeunfällen — nach einer Neuklassifizierung aussehen könnte, prüft die Verwaltung derzeit noch. „Eine gutachterliche Stellungnahme durch die Gesellschaft für das Badewesen wird für die abschließende Beurteilung hierzu eingeholt. Diese Beurteilung ist Grundlage für den weiteren Betrieb in der nächsten Badesaison 2019 und den folgenden Jahren“, sagt Bauermeister.

Ab 2019 könnte das Schwimmen im Hülser Naturbad also zum Sommerspaß ohne zeitliche Unterbrechung werden. Bleibt die Frage, warum die Stadt zuvor keinen Wert darauf legte, auf die Gefahren bei trübem Wasser zu reagieren. „Es gibt einen Verfahrensprozess, der im vergangenen Jahr eingeleitet wurde und in 2018 sowie den nächsten Jahren weitergeführt wird“, heißt es dazu nur vonseiten der Stadt.