Aus einer Demo werden drei

Unter den Zug mit 300 Teilnehmern mischten sich auch Neonazis — er wurde abgebrochen.

Krefeld. Am Ende fließen im Pavillon im Stadtgarten Tränen der Erleichterung. Erleichterung bei den drei Organisatoren der „Demonstration für gerechte Strafen bei Delikten an Kindern“. „Wir sind sehr froh, dass alles ohne Zwischenfälle abgelaufen ist“, sagt Michael Schmitz (23). Der Lagerarbeiter vom Inrath umarmt die Mitorganisatoren Patrick Gutrath (25) und den ein Jahr jüngeren Maximilian Wiegels.

Die drei bedanken sich bei der Polizei für das massive Aufgebot. Schmitz: „Wir danken allen, dass ihr bis hierher mitgemacht habt. Es war wichtig für unsere Kinder. Ich selbst habe auch ein Kind. Deshalb bin ich hier.“ Über das Internet haben sie für die Demo am Samstag mobilisiert. Ein schillernd-bunter Haufen, den die Polizei als „bürgerlich“ bezeichnet.

Rund 250 Beamte sind für die angemeldete Demo mit rund 300 Teilnehmern im Einsatz. Schon vor Beginn am Hauptbahnhof muss sie eingreifen. Zwei bekannte Neonazis hatten sich unter die Ordner geschmuggelt. Nach bewährtem Muster hat die Polizei alles untersagt, was auf Nazi-Symbolik schließen lässt: Von Springerstiefeln mit weißen Schnürsenkeln über Bomberjacken bis zur Vermummung.

Das kann trotzdem nicht verhindern, dass sich eine rund 15-köpfige Gruppe Neonazis am Bahnhof einfindet und Richtung Rathaus mitmarschiert. An der Spitze ein NPD-Funktionär — in Mantel und Krawatte. Unterwegs packen sie ein Spannband aus und fordern lautstark „Todesstrafe für Kinderschänder“. Maximilian Wiegels aus Hüls, der aus einer CDU-Familie stammt, reicht das. Patrick Gutrath will am Rathaus über das Megaphon den Schluss der Demo verkünden. Weil das nicht funktioniert, zieht der NPD-Krawattenmann flugs einen eigenen Lautsprecher aus dem Rucksack eines „Kameraden“ und hilft damit aus.

Die Auflösung gefällt den Rechten nicht. Sie melden bei Burkhardt Kowitz, Einsatzleiter der Polizei, eine „Spontandemo“ zum Neumarkt an, die dieser auch genehmigt. Unterwegs werden die Neonazis von der linken Antifa attackiert. An der Dionysiuskirche gelingt es Polizeikräften aber, die Linken abzudrängen und zu stoppen.

Schließlich entsteht aus der ursprünglichen Demonstration eine dritte. Michael Schmitz beantragt ebenfalls eine „Spontandemo“ bei Polizeidirektor Kowitz vom Rathaus zum Stadtgarten — wie ursprünglich geplant. Da auch sie stattfinden kann, verläuft alles Weitere friedlich.

Der angehende Installationsmeister Wiegels resümiert: „Wir mussten das Risiko eingehen, dass sich die Rechten anhängen. Aber man kann doch nicht zu Hause bleiben und nichts tun. Wir können doch nicht den Rechten die Straße überlassen.“

Thomas Weber (48) ist mit einer siebenköpfigen Gruppe aus dem Örtchen Randerath nahe Hückelhoven bei der Demonstration dabei. Er hat dort rund ein Jahr lang gegen die Anwesenheit eines Sexualstraftäters demonstriert. Weber: „Auch hier distanzieren wir uns ganz entschieden von der NPD und anderen Rechtsextremen.“