Azubi-Speed-Dating: Vorstellungsmarathon am Berufskolleg

Junge Bewerber haben zehn Minuten Zeit, um ihre potenziellen Arbeitgeber von sich zu überzeugen.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Die körperlichen Reaktionen sind die Gleichen wie bei einem Bewerbungsgespräch in einem Unternehmen. Nervöse Hände verraten die Aufgeregtheit der Schüler, Erleichterung ist bei ihnen spürbar, wenn sie den Raum wieder verlassen.

Der Unterschied ist, dass das Bewerbungsgespräch diesmal in den Räumen des Berufskollegs Kaufmannsschule stattfindet und nicht länger als zehn Minuten dauern darf. Denn beim Speed-Dating von Bewerbern und Arbeitgebern, das am Donnerstag von IHK, Kreishandwerkerschaft und Agentur für Arbeit organisiert wurde, geht es um Geschwindigkeit und einen positiven ersten Eindruck.

Bis zur zweiten großen Pause haben die Schüler mindestens ein Gespräch hinter sich. So wie David Sergeenia, der sogar drei Bewerbungsgespräche hatte, aus denen zwei Einladungen zu einem Vorstellungsgespräch folgten. „Auch wenn man nur ein kurzes Gespräch hatte, hat man einen guten Eindruck von seinem Gegenüber bekommen“, sagt der junge Mann, der Industriekaufmann werden will. „Mir gefallen die ganzen kaufmännischen Sachen. Ich werde weiter in die Richtung gehen“, sagt er mit großer Bestimmtheit.

Damit macht er schon mal mindestens eine Sache goldrichtig. Denn „wer glaubhaft rüberbringen kann, dass er wirklich in das Unternehmen hinein will, hat den ersten Schritt zu einer erfolgreichen Bewerbung bereits gemacht“, sagt Ingo Zielonkowsky.

Der Leiter der Agentur für Arbeit ist froh darüber, dass die jungen Leute beim Speed-Dating in einem Arbeitsablauf das erreichen können, wofür sonst viele kleine Schritte nötig sind. „Wir erleben immer wieder, das Schüler in einer anspruchsvollen Schullaufbahn keine Zeit haben, sich richtig auf die Berufswahl vorzubereiten“, sagt er. Oft komme es dann zu unüberlegten Entscheidungen.

Auch die Betriebe müssen andere Wege gehen. Der Bewerbermarkt ist eng. Vom Speed-Dating nehmen die Arbeitgeber durchaus Lerneffekte mit. „Ich habe festgestellt, dass ich mich besser verkaufen muss“, sagt Malermeister Ingo Pawlowski. Die berufsrelevanten Noten sind ihm zwar wichtig, aber nicht ausschlaggebend.

Das ist einer der großen Vorteile des Konzepts. Beim unverbindlichen Kennenlernen können sich Bewerber mit ihrer Persönlichkeit in den Vordergrund drängen, die aufgrund ihrer Schulnoten sonst nicht den Vorzug bekommen hätten.