Berufskolleg Azubi-Wettbewerb: Wie der Koffer zu einem Hocker wurde

23 Azubis der Tischlerlehre hatten eine Woche Zeit, um für einen Wettbewerb aus etwas Altem etwas Neues zu fertigen.

Foto: abi

Krefeld. Ein ganz altes Lied läuft auf dem Plattenspieler. Ein richtiges Original ist nicht nur der Plattenspieler, sondern auch die Halterung inklusive Lampe, die Pepe Meijer aus Holz und den alten Platten seines Vaters gefertigt hat. Diese ungewöhnliche Idee ist nicht die Einzige, die die Jury bei der diesjährigen Lernkooperation zwischen der Tischlerinnung und dem Berufskolleg Glockenspitz bewerten muss.

Insgesamt haben 23 Schüler aus dem zweiten Ausbildungsjahrgang an dem Wettbewerb teilgenommen und konnten ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Nur eine Woche hatten die Schüler, die zum jetzigen Zeitpunkt die Hälfte ihrer Ausbildung absolviert haben, Zeit, um ihre Ideen umzusetzen: „Oftmals arbeiten wir wochenlang an einem Stück“, erklärt Guido Bönniger, stellvertretender Obermeister der Tischler-Innung. „Bei diesem Projekt haben wir den Schülern aber bewusst nur eine Woche Zeit gegeben, damit sie lernen, selbstständig etwas zu planen und zu bauen“, so Bönniger.

Gerade deshalb war die Jury, die aus Georg Eiker, Tischlermeister, Michael Dammer, Studiendirektor und Marayle Köpper, Studiendirektorin, bestand, von den Ergebnissen mehr als beeindruckt, wie Bönniger erklärt: „Eure Projekte sind kreative Wuchtbrummer. Es sind in diesem Jahr viele Gegenstände dabei, die man auch wirklich verkaufen könnte und darum geht es ja letzten Endes im Tischlerhandwerk“, so Bönniger voller Begeisterung für die fertigen Werkstücke.

Die Schüler sollten aus einem vorhandenen Objekt etwas Neues machen: „Sie sollten einem Stück, was vielleicht nur noch herumlag, eine neue Funktion geben“, erläutert Hans-Günther Schmitz, Oberstudienrat. Dies ist zum Beispiel Christian Thissen sehr gut gelungen. Der Schüler hat aus einem alten Koffer einen Hocker entworfen und mit der Idee auch sowohl im Gestaltungswettbewerb, der durch die Jury bewertet wurde als auch im Fertigungswettbewerb, der durch die Schüler bewertet wurde, den ersten Platz gemacht: „Ein Geselle aus meiner Firma hat mir ein Bild von solch einem ähnlichen Objekt gezeigt und mir hat es auf Anhieb direkt gefallen“, so der Erstplatzierte. Dann ging es auf den Speicher, um einen alten Koffer zu suchen: „Wir hatten noch einen ganz alten Koffer von meiner Uroma, der war allerdings schon weggegeben und ich musste den wieder zurückholen“, so Thissen grinsend. Der Einsatz hat sich gelohnt. Innerhalb von zwei Tagen hat Thissen aus dem einfachen Koffer einen Hocker gemacht: „Am schwierigsten war das Polstern“, gesteht Thissen.

Neben dem Erstplatzierten konnte sich im Gestaltungswettbewerb noch Leon Buschen über einen zweiten und Anton Kothen sowie Pepe Meijer über einen dritten Platz freuen: „Wir konnten uns einfach nicht entscheiden, weil so viele Stücke so kreativ umgesetzt waren, dass wir zwei dritte Plätze vergeben haben“, berichtet Küpper. Im Fertigungswettbewerb konnte Franz Blaschke den zweiten, und Christine Toonen den dritten Platz machen.

An Thissens Hocker hatte bereits nach der Siegerehrung eine Lehrkraft Interesse angemeldet. Der Sieger des Wettbewerbs möchte dieses besondere Stück aber behalten: „Das Stück ist unverkäuflich“, so Thissen voller Stolz.