Ringen, Tennis und Karate ausprobieren

Schon vor Beginn des Integrations-Sportfestes für Flüchtlinge warteten vor der Halle vor allem junge Menschen, dass es los geht.

Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. In der Josef-Koerver-Halle herrscht mehr als reges Treiben. Es wird Fußball, Tennis, Hockey und Basketball gespielt und alles gleichzeitig. Die Bälle fliegen quer durch die Gegend, auch über die Ringer-Matte hinweg, und keiner ärgert sich. Vielmehr haben alle am großen Gewusel sichtbar viel Spaß. „Sport — unsere gemeinsame Sprache“ ist das Projekt von 13 Studierenden der Hochschule Niederrhein überschrieben. Sie haben ein Integrations-Sportfest für Flüchtlinge aus fernen Ländern auf die Beine gestellt und freuen sich, wie viele Menschen gekommen sind.

Robert Haake, Clubmanager vom Crefelder Hockey- und Tennis Club

Den Anstoß dazu gab Professor Walter Becker im Führungslehre-Seminar der Hochschule. Er hatte den Studierenden vorgeschlagen, ein freies soziales Projekt eigener Wahl mit einem sozialen Hintergrund durchzuführen. „Wir sind mit dem Verlauf sehr zufrieden, es herrscht eine gute Stimmung“, sagt jetzt Philipp Gründken, Studierender für Chemie und Biotechnologie, der stellvertretende Projektleiter. „Es ist fast Mittag und die ersten 100 Besucher sind hier. Wir haben um 9 Uhr aufgemacht, aber ab 8.30 Uhr standen die ersten vor der Türe. Mit dem Fußball ging es sofort los.“

Zugegeben: Es sind zumeist junge Leute, die sich an den verschiedenen Sportarten versuchen. Auch zeigen sich die Mädchen zurückhaltender als die Jungen und halten sich zuerst auf der Tribüne auf. Aber nach einer kurzen Aufmunterung der Initiatoren sind schließlich alle sportlich unterwegs. Dazu schallt aktuelle Musik aus den Lautsprechern und einige Kuchen, um die verbrauchten Kalorien wieder zu ersetzen, stehen auch als Stärkung parat.

Ahmad Alshoum ist 20 Jahre alt, stammt aus Syrien, ist über das Mittelmeer geflohen und lebt seit einem Jahr in Deutschland. Er lernt seit sechs Monaten die deutsche Sprache und kann sie schon perfekt. Alshoum erklärt: „Ich habe gerade das Ringen ausprobiert, werde aber auch noch Tennis, Fußball und Basketball versuchen. Es ist sehr schön hier, es gefällt mir sehr, alle Leute sind nett.“

Ali Sherin kam vor drei Jahren auch aus Syrien und spricht akzentfrei Deutsch. Er besucht die zehnte Klasse der Stephanusschule. „Ich bin schon in der Parkour-Gruppe bei Bayer und spiele mit Freunden Billard. „Es ist ganz cool hier, prima, alles ausprobieren zu können.“

Fatima (15) und Osra (17) sind alleine mit dem Bruder aus dem Iran geflohen und versuchen sich mit Tsomoo (14) aus der Mongolei im Kleinfeld-Tennis. „Wir haben alle Deutsch gelernt und besuchen jetzt normale Klassen im Gymnasium am Stadtpark“, berichten sie. „Wir spielen alle das erste Mal“, erzählen sie mit erhitzten Gesichtern strahlend. Clubmanager Robert Haake vom Crefelder Hockey- und Tennis Club (CHTC) bietet Tennis und Hockey an. „Wir haben neben der normalen Vereinsarbeit auch eine Verantwortung in der Stadt“, erklärt er seine Teilnahme. „Die netten Studenten haben uns angesprochen und es ist für uns eine Ehre, mitzumachen.“ Es gehe nicht wirklich um Mitgliederwerbung, erklärt er weiter. „Es ist öffentliches Engagement, denn das Flüchtlingsthema betrifft uns alle.“