Abschied Meyer über Linne: „Teamplayer hinterlässt bestelltes Feld“

Krefeld · Der Baudezernent wurde in der Shedhalle der Samtweberei verabschiedet. Er wechselt nach Duisburg.

 Viele Gäste kamen zur Verabschiedung von Dezernent Martin Linne (M.) in der Alten Samtweberei an der Lewerentzstraße.

Viele Gäste kamen zur Verabschiedung von Dezernent Martin Linne (M.) in der Alten Samtweberei an der Lewerentzstraße.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Der offizielle Abschied von Baudezernent Martin Linne ist wie ein Streifzug durch die vergangenen acht Jahre Krefelder Stadtentwicklung. Da ist die neue Feuerwache im Bauhausstil, das Stadthaus, für dessen Instandsetzung ein privater Partner gesucht wird, und der Joseph-Beuys-Platz, mit dessen Bau am 3. Juni begonnen wird. Dann ist Linne schon als Dezernent in seiner Heimatstadt Duisburg tätig.

Oberbürgermeister Frank Meyer findet, dass die Rede an den Verwaltungsmann zu denen gehöre, die er eigentlich gar nicht halten wolle – oder erst Jahre später. „Wir werden Sie vermissen“, erklärt er. Warum das so sei, zeige auch der Veranstaltungsort.

Die Feier findet in der Shedhalle der Alten Seidenweberei statt, in einem Viertel, das ohne Linne sicherlich anders aussehen würde. „Als er 2011 kam, da war diese Gegend für die meisten ein Quartier auf dem absteigenden Ast. Das Image war am Boden: Viele klagten über Leerstände, verwahrloste Häuser, soziale Konflikte, Schmutz auf den Straßen, ein mangelndes Sicherheits- und Selbstwertgefühl“, erklärt der OB.

Doch Martin Linne sah etwas anderes in diesem Viertel: die schöne historische Bausubstanz, die gute Lage nahe der Innenstadt, den Alexanderplatz als Herzstück, eine vielfältige Nachbarschaft mit engagierten Akteuren – und natürlich die Alte Samtweberei, deren Mauerwerk bröckelte wie eine Erinnerung an bessere Zeiten. Linne habe sich damals verhalten, wie es typisch für ihn sei: „Er hat nicht ins allgemeine Jammern und Klagen eingestimmt, sondern hat auf die Potenziale und Chancen hingewiesen.“

Dann habe er gemeinsam mit der „Montag Stiftung Urbane Räume“ die Samtweberei in eine Keimzelle für die Zukunft verwandelt – eine Keimzelle für eine neue Nachbarschaft, für eine soziale Aufwertung, für ein besseres Miteinander. Und wirklich: Während der Feierstunde kommen Bewohner mit Hund vorbei, sind die spielenden Kinder gut zu hören. Die Shedhalle lebt.

Darauf warten noch andere Projekte: „Wenige hundert Meter von hier – im alten Stadtbad an der Neusser Straße – öffnet sich gerade wieder so ein Ort der Möglichkeiten: Martin Linne wäre sicher der richtige Mann gewesen, um diesen Prozess zu begleiten, und hat das jetzt in der Anfangszeit auch getan“, so Meyer.

Eine Stadt brauche Akteure, die in der Lage seien, zunächst Ideen zu entwickeln und dann erst nach der Umsetzung zu fragen: „Wer schon im ersten Schritt mit Paragraphen wedelt und Bedenken anmeldet, der nimmt sich doch von vornherein die Chance, am Ende den großen Wurf zu landen“, sagt Meyer. Nach acht Jahren hinterlasse der Teamplayer in Krefeld ein bestelltes Feld – allerdings eines, auf dem auch seine Nachfolgerin oder sein Nachfolger noch viel zu ackern hätten, mit Projekten wie Theaterplatz und Rad-Promenade.

Linne erklärt, die Diskussionen in Krefeld hätten ihm auch Freude bereitet. Es müssten nicht immer 100 Prozent Zustimmung sein. 50,1 reichten ihm auch. Streiten müsse sein, aber eben mit Respekt.

Dann gibt er den vielen Vertretern des öffentlichen Lebens den Rat: „Schauen Sie positiv nach vorne. Geben Sie Veränderungen eine reale Chance. Krefeld ist mir ans Herz gewachsen.“ Sagt es, verlässt die Feier und geht in den Planungsausschuss.