Besuch in der Puppenwerkstatt
Die Grünen Manuela Hirsch und Ingrid Krusat-Dahmen erwecken politische Krefelder Größen an Aschermittwoch zum Leben.
Krefeld. Manuela Hirsch und Ingrid Krusat-Dahmen trainieren die letzten Tage vor Aschermittwoch ihre Armmuskulatur auch schon mal mit gefüllten Wasserflaschen. 30 bis 40 Minuten lang, mit kurzen Unterbrechungen, werden sie am Mittwoch, 14. Februar, ab 19 Uhr in der Kulisse ihre Arme nach oben recken, um ihren selbstgebauten Puppen Leben einzuhauchen. Gemeinsam mit zwölf anderen Grünen stehen sie dann hinter dem Vorhang der 1,80 Meter hohen Bühne, um nur für diesen einzigen Abend ihr brandaktuelles Puppentheater „Traumhaftes Krefeld“ aufzuführen. Auch neue Krefelder Protagonisten werden darin auftreten.
„Wer das ist, wird noch nicht verraten“, sagt Günter Föller, der jedes Jahr aufs neue ein politisches Theaterstück schreibt. Nur so viel sei gesagt: „Es ist eine Figur, die in letzter Zeit Politik und Verwaltung viel genervt hat.“ Die Idee zu diesem besonderen politischen Kehraus ist den Grünen vor acht Jahren gekommen. Zwei Jahre lang hatte Günter Föller gemeinsam mit seiner Frau Katrin zunächst ein Kabarettstück geschrieben. „Dann kam die Idee auf, den Worten des Oberbürgermeisters und den Ratsleuten auch ein Gesicht zu geben“, sagt Föller. Der Titel des ersten Stücks hieß „Kaspar und das Haushaltsloch“. Maria Arians-Kronenberg untermalte das Stück musikalisch.
Dass die Krefelder Charakterköpfe so treffend dargestellt sind, dafür sorgen Hirsch und Krusat-Dahmen bereits seit acht Jahren. Hirsch als Grafik-Designerin, gestalttherapeutisch Maskenbildnerin und Ausdrucks-Malerin und Krusat-Dahmen als Kunstlehrerin, Mitarbeiterin im Kresch-Jugendtheater und hobbymäßige Kostümschneiderin bringen die entsprechende Kreativität und handwerkliches Geschick mit. „Ein Glücksfall für uns“, sagt Föller.
30 Puppen haben die beiden in den Jahren angefertigt. Die erste Figur war der Oberkasper Gregor (in Anlehnung an den damaligen Oberbürgermeister Kathstede), gefolgt von Bello Butz (SPD-Ratsherr Hans Butzen), dem Roten Gockel (der inzwischen verstorbene SPD-Fraktionschef Ulrich Hahnen), H-Man als Vampir der FDP (Joachim C. Heitmann) und damals noch dem Schwarzen Sheriff (CDU-Fraktionschef Wilfrid Fabel). Längst sind Benedikt Winzen (SPD) und Philibert Reuters (CDU) als ihre Nachfolger auf der Bildfläche erschienen.
Als Vorbild für die Puppenmacherinnen dienen vorwiegend gesammelte Zeitungsfotos, auch im Profil. „Vor allem die Nasen sind schwer“, sagt Hirsch. Zunächst werden die Köpfe aus Ton geformt und mit Papier und Kleister kaschiert. Die Gesichter werden aufwendig bemalt und die passende Kleidung in Miniatur liebevoll und detailreich genäht. Zwei bis vier Tage dauert es, bis eine neue Puppe fertig ist. Manchmal auch länger. Wie bei „Grün ist die Heidi“ (Grünen-Chefin Heidi Matthias). „Sie habe ich dreimal umgebaut“, verrät Krusat, erst dann war sie weitgehend zufrieden.
Jeweils im Frühherbst trifft sich die Truppe erstmals für die nächste Runde, sammelt Ideen, für das Stück und neue Puppen. „Zu Weihnachten ist die erste Text-Fassung fertig und wird rumgeschickt“, sagt Föller. Passende Vorschläge werden eingebaut, Szenen und Dialoge bei den ersten Proben auf Stimmigkeit und Pointen geprüft. „Darauf legen wir viel Wert“, so Föller.
Die Mühe lohnt sich. Wenn der letzte Vorhang am Aschermittwoch fällt, brandet langer Applaus auf — und von den Puppenspielern und Sprechern hinter dem Vorhang fällt alle Anspannung ab. Der Muskelkater bleibt noch ein paar Tage. Doch alle freuen sich schon auf das neue Stück.