Grabpflege Betonrandsteine haben auf dem Friedhof keinen Platz

Balthasar Claßen pflegt das Grab seines Onkels regelmäßig. Trotzdem bekam er jetzt eine Mahnung.

Grabpflege: Betonrandsteine haben auf dem Friedhof keinen Platz
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Seit Jahren pflegt Balthasar Claßen das Reihengrab seines Verwandten auf dem Fischelner Friedhof. Nach und nach wurden umliegende Gräber aufgegeben, Rasen gepflanzt. Damit der nicht auf seine Grabstelle wuchert, umfasste der Königshofer die Fläche mit einem Betonrandstein — und bekam Ende März Post vom Grünflächenamt. Zulässig sei nur Naturstein, bis zum 21. April müsse die Einfassung entfernt werden. Claßen ist empört: „Das Grab ist doch ordentlich — im Gegensatz zu vielen anderen.“

Heike Blondin, Abteilungsleiterin Friedhöfe im Fachbereich Grünflächen, kann den Ärger Claßens verstehen. An der Sache ändere dies aber nichts: Auf Krefelds Friedhöfen dürfe nur Naturstein verwendet werden.

„Seit Januar ist jede Sorte erlaubt“, sagt Blondin, „zuvor durften nur roter Wesersandstein und Vanga-Granit verwendet werden.“ Ordnerfüllend seien die Schreiben, in denen diese Lockerung gefordert worden war. Der Grund: Häufig wollten Angehörige Stein und Einfassung passend zueinander wählen. Bis Januar war dies nur auf den sogenannten gestaltungsfreien Flächen in Elfrath, Hüls, Fischeln und auf dem Hauptfriedhof möglich. Jetzt ist diese Variante überall erlaubt. „Weiße und Hochglanzsteine sind allerdings verboten“, sagt Blondin, Naturstein hin oder her.

Zwischen 500 und 650 Briefe verschickt die Stadt jährlich, in denen die ordnungsgemäße Gestaltung der Gräber angemahnt wird, berichtet Heike Blondin. Wenn die Stadtgärtner Gräber sechs Monate nach der Bestattung erstmals regulär kontrollierten, fände sich manchmal noch ein Kranz. „Manchmal ist der letzte Gruß wirklich der letzte Gruß.“ Auch Allerheiligen-Gestecke im Hochsommer seien keine Seltenheit.

Der Bestandsaufnahme folgt die schriftliche Aufforderung der Stadt, das Grab herzurichten, und bei Nichtbeachtung als letztes Mittel der Entzug des Nutzungsrechts. Dann wird das Grab oberirdisch abgeräumt und Rasen gesät. 217 Mal sei das 2014 passiert, „und die wenigsten Angehörigen wehren sich dagegen.“

Heike Blondin hat Verständnis dafür, dass Balthasar Claßen für das letzte Jahr der Grabruhe keine teure Graniteinfassung gewählt hat. Trotzdem müsse der Betonstein entfernt werden. Buchsbaum oder Wesersandstein seien eine Alternative. „Manchmal haben die Gärtner oder Steinmetze Reste, die man dafür sehr gut nutzen kann.“