Brand in Gellep-Stratum: 16 Oldtimer ein Raub der Flammen
Beim Brand der Gewerbehalle in Gellep-Stratum wurde auch eine Werkstatt zerstört.
Krefeld. Es riecht immer noch nach Brand in der Halle an der Draker Straße. Der Geruch kommt aus der Ascheschicht. Selbst an der dünnsten Stelle ist sie immer noch satte drei Zentimeter dick. „Wir haben jedes Mal gefegt, bevor wir hier raus sind“, sagt Joachim Jödicke. Es klingt resigniert, vielleicht ein wenig verzweifelt. Jödicke zittert, als er sich in der ehemaligen Hobbywerkstatt umsieht.
Kein Wunder, denn am 6. März ging in dieser Halle Jödickes Lebenswerk in Flammen auf. Gemeinsam mit 13 weiteren Hobbybastlern hatte der 49-Jährige seit sieben Jahren in der Halle Autos restauriert, vor allem VW-Modelle. Zum Brandzeitpunkt standen 16 Wagen in der Halle, darunter drei Fahrzeuge von Joachim Jödicke: Zwei Käfer-Cabrios und ein Karmann Ghia Coupé.
Wie alles in der Halle sind sie völlig ausgebrannt und reif für den Schrott. „Nicht einmal die Ersatzteile können wir noch verwenden, sogar unser Werkzeug ist durchgeglüht und völlig unbrauchbar“, sagt Jödicke und hebt einen Schraubenschlüssel auf. „Das ist ein 32er Schlüssel, den kann man eigentlich nicht verbiegen.“ Spricht’s, und schon knickt das Werkzeug in der Mitte. Jedes Wochenende hatten sich die Schrauber bis vor zwei Wochen getroffen. Der größte Teil kommt aus Krefeld, der Rest aus der Region.
„Wir waren eine tolle Gemeinschaft. Egal, ob man einen Rat brauchte oder einfach den Motorblock anheben musste, hier hat jeder jedem geholfen. Meistens hat irgendjemand Kuchen mitgebracht oder Schnittchen“, erzählt Torsten Reissmann. Er ist einer der acht VW-Liebhaber, die sich heute getroffen haben. Die anderen graben unter der dicken Ascheschicht nach Ersatzteilen, von denen einige kurz vor dem Einbau standen.
Auf die Frage, wie sie die Nachricht vom Brand „ihrer“ Halle aufgenommen haben, antworten alle gleich: Unfassbar sei es gewesen, unglaublich, unbegreiflich. Dirk Hopfe war als erster aus der Truppe da, schon als es in der Halle noch brannte: „Ich konnte es mir gar nicht angucken. Ich habe mich sofort umgedreht, bin wieder gegangen. Und abends, im Bett, da kamen dann die Tränen.“ Zustimmendes Nicken von allen. Nachvollziehbar, wenn man weiß, wie die Wagen vorher aussahen. Frisch lackierte Cabrios standen hier neben restaurierten T-Modellen.
Torsten Reissmanns Augen sind voller Stolz, als er Detailaufnahmen seines Porsche 911ers zeigt: Ledersitze, ein originales Porsche-Radio, das Lenkrad mit dem Firmenlogo. Doch egal wie die Autos vor zwei Wochen geglänzt haben, jetzt sehen sie alle gleich aus: Grau, zerdrückt von mannsdicken Deckenbalken. Das Dach der Halle ist komplett eingestürzt, die zerstörten Autos stehen unter freiem Himmel. Als in der benachbarten Ruine der Zimmerei eine Wellblechwand kracht, sagt Jödicke, halb ernst, halb im Scherz: „Zum Glück ist hier nichts mehr drüber.“
Wie es weitergehen soll, darüber sind sich die 14 Hobbymechaniker noch nicht einig. Einige wollen weitermachen, an anderer Stelle, in einer neuen Halle. Andere werden wohl aufgeben. Auch weil das Material fehlt: „Ich habe nichts mehr, woran ich arbeiten könnte“, sagt einer. Deshalb bittet Joachim Jödicke die Krefelder um Hilfe: „Wenn irgendwer zu Hause einen alten VW stehen hat, den er nicht braucht, nehmen wir den sicher gerne an. Vor allem brauchen wir natürlich eine Halle.“ An diesen beiden Punkten wird sich wohl entscheiden, ob wenigstens ein Teil der Bastler weitermacht. Oder ob, wie Jödicke es sagt, „eine Ära des Käferschraubens am Niederrhein zu Ende geht.“