Interview: Verwaltung hat Nachwuchssorgen
Der Sparzwang kann in einigen Jahren im Krefelder Rathaus für Probleme bei der Personalplanung sorgen.
Krefeld. Gehen der Stadt die Führungskräfte aus? Werden die Bürger demnächst vor verschlossenen Verwaltungstüren stehen? Stadtdirektorin Beate Zielke will das vermeiden, künftig noch stärker auf elektronische Medien setzen. Aber die Sparzwänge bereiten der unter anderem auch für Personal zuständigen Dezernentin Sorgen, wie sie im WZ-Gespräch erklärt.
Frau Zielke, wie sieht es bei der Berufsfeuerwehr aus? Suchen Sie dort immer noch händeringend Nachwuchs?
Beate Zielke: Einerseits hat sich die Lage ein wenige entspannt, weil neue Kräfte gewonnen werden konnten. Aber dadurch, dass immer neue Bestimmungen und Aufgaben hinzukommen, wie jetzt die schnellere Entschärfung von Bomben, wächst andererseits wieder der Bedarf, so dass wir weiter Nachwuchs für die Feuerwehr suchen.
Wie sieht es in anderen Verwaltungsbereichen aus?
Hochgerechnet werden wir in den nächsten 20 Jahren etwa 1800 von den rund 3300 städtischen Mitarbeitern verlieren, weil sie altersbedingt ausscheiden. Das heißt, ich müsste jetzt schon mehr Leute einstellen, um das aufzufangen und jüngere Mitarbeiter auf Führungsaufgaben vorzubereiten. Denn es gehen ja nicht nur die Menschen verloren, sondern auch ihr Know-how. Das macht uns erhebliche Sorgen.
Warum kann man denn nicht vorausschauend jetzt schon Leute einstellen?
Aufgrund der schwierigen Haushaltssituation müssen wir beim Personal sparen. Das verlangt sowohl die Regierungspräsidentin als auch die Ratsmehrheit. In einer Verwaltung kann ich dies aufgrund der arbeitsrechtlichen Situation in der Regel aber nur durch Fluktuation lösen. Das ist aber nicht immer so einfach, denn ich kann ja nicht einen Mediziner durch einen Verwaltungsfachmann ersetzen. Hinzu kommt, dass in gewissen Bereichen der Personalbedarf sogar noch steigt, zum Beispiel in den Kindertagesstätten wegen der Ganztagsbetreuung, oder — wie eben erwähnt — bei der Feuerwehr.
Was ist denn die Alternative?
Auch wenn mancher Politiker das lächerlich findet, zum Beispiel ein funktionierendes Gesundheitsmanagement, das es den Arbeitnehmern möglich macht, länger fit in ihrem Beruf zu bleiben. Dazu gehört aber auch ein gutes Weiterbildungsangebot und Familienfreundlichkeit. Nur so kann man heutzutage noch qualifizierte Mitarbeiter gewinnen und halten.
Können die elektronischen Medien Abhilfe schaffen?
Das werden sie müssen, weil wir das Personal gar nicht mehr haben werden. Das Problem sehe ich derzeit noch in der Sicherheit der Daten. Aber es wird zu einer Zentralisierung der Verwaltung kommen, man wird zum Beispiel die Standorte in den Stadtteilen auf den Prüfstand stellen müssen. Derzeit wird zusammen mit den Partnerstädten beim Kommunalen Rechenzentrum in Moers (KRZN) ein Meldeportal aufgebaut. Die Ironie ist, dass wir für den Ausbau des sogenannten E-Government mehr Personal bräuchten . . .
Das klingt so, als ob weitere harte Auseinandersetzungen zwischen Verwaltung und Politik vorprogrammiert sind. Wieso ist das Vertrauen zwischen beiden Seiten so gestört?
Ich glaube, dass dies in der Änderung der Gemeindeordnung ihren Ursprung hat, als wir hauptamtliche Oberbürgermeister bekommen haben, die auch die Verwaltung führen. Mit dieser neuen Rolle haben beide Seiten immer noch ihre Probleme. Wir müssen jetzt alles daran setzen, das verloren gegangene Vertrauen wieder herzustellen. Wie sollen wir sonst in den nächsten sechs Jahren (der neue Rat wird auf sechs Jahre gewählt, Anm. d. Red.) zu Entscheidungen kommen? Erst recht, wenn noch mehr Gruppen und Einzelbewerber in den Rat kommen sollten.
Wie könnte das Ihrer Meinung nach gelingen?
Indem wir als Verwaltung mehr erklären, ausführlichere Vorlagen in die Sitzungen einbringen und Rücksicht darauf nehmen, dass die Politiker das alles ehrenamtlich machen. Bei komplexen Themen sollten wir politische Arbeitsgruppen bilden und die Ratsmitglieder so frühzeitig einbinden. Das hat bei der Feuerwache gut geklappt und auch beim Stadthaus setzen wir das ja ein.