Grüne Minna Wofür die Krefelder Polizei ihren Gefangenen-Transporter einsetzt
Krefeld · Der Gefangenentransporter der Polizei ist täglich im Stadtgebiet im Einsatz und in vielerlei Hinsicht unersetzlich. Die Farbe Grün trägt er aber längst nicht mehr. Dafür transportiert er manchmal grüne Pflanzen.
Mittwochmorgen, 8 Uhr. Willi Pülmanns wird alarmiert. Der Hauptkommissar muss einen Randalierer abholen. Vom Hof der Wache Süd an der Hansastraße macht sich der Beamte auf den Weg. Sein Gefährt: ein Gefangenentransporter, ein Nachfolger der altehrwürdigen „Grünen Minna“. Der erste Transporter für Straftäter, erstmals 1866 in Berlin eingesetzt, wurde noch von Pferden gezogen und war grün gestrichen.
Die Farbe ist heute nicht mehr die gleiche. Blau, weiß, metallic – von allem ist etwas dabei. Im Innern befinden sich insgesamt drei Zellen. Willi Pülmanns nennt sie so, denn „Abteile wäre doch etwas zu komfortabel formuliert“. Das muss auch der Mann feststellen, der an diesem Morgen abgeholt wird. „Wenn Kollegen eine Person transportieren müssen, die sie entweder nicht mit ihrem Dienstauto fahren können oder die aggressiv ist, wird der Gefangenentransporter angefordert“, berichtet der Polizist.
Sechs Menschen können in drei Zellen gefahren werden
Neben Pülmanns kümmern sich noch zwei weitere Kollegen um den Bereich Gewahrsam bei der Polizei und sind damit auch für die Einsätze mit dem Gefangenentransporter zuständig. Es ist das einzige Fahrzeug dieser Art in Krefeld. „Manchmal wird der Wagen viermal am Tag angefordert, manchmal nur einmal in der Woche“, berichtet Holger Pinske, stellvertretender Leiter der Wache Süd. Bei größerem Bedarf, beispielsweise bei Fußballspielen, Demonstrationen oder anderen Großeinsätzen, würden einfach Fahrzeuge von anderen Behörden angefordert. „Das geht relativ unkompliziert“, sagt Pinske.
Bis zu sechs Menschen könnten in den drei Zellen insgesamt transportiert werden. So großer Bedarf sei aber eher selten, berichte Pülmanns. Doch auch schon die Fahrt mit nur einer Person könne sehr anstrengend sein. „Wenn sie sehr aggressiv sind, kann es schon mal laut werden im Transporter.“ Der Beamte schalte dann im Fahrerhaus einfach die Ohren auf Durchzug. „Menschen, die mit dem Gefangenentransporter gefahren werden, befinden sich in den meisten Fällen permanent in Extremsituationen. Da brauche ich nicht genau hinhören, was die mir noch an den Kopf werfen.“
Als es im Gefangenentransporter nach Cannabis roch
Weniger angenehm werde es, wenn sich die Mitfahrer in den Zellen auf alle erdenklichen Weisen erleichterten. „Geruchstechnisch sind die Fahrten auch nicht immer ein Genuss“, sagt Pülmanns. Eine Ausnahme hätte es da aber schon gegeben. Im vergangenen Sommer, als Polizisten an der Floßstraße eine wilde Cannabis-Plantage entdeckt hätten. Vor Ort fanden die Beamten 1,20 bis 1,50 Meter große Cannabis-Pflanzen.
Der Betreiber der Plantage habe sich noch in der Nähe aufgehalten und konnte nach einer „kurzen Verfolgungsjagd“ gefasst werden. „Dann kamen wir ins Spiel“, sagt Pülmanns, der unter Mithilfe der Kollegen vor Ort die Pflanzen in den Transporter lud. „Im Gegensatz zu den sonstigen Gerüchen war das schon sehr angenehm.“ Der Duft hätte sich auch noch über ein paar Tage in dem Fahrzeug gehalten.
Solche Fahrten seien zwar nicht alltäglich, generell sei der Sprinter aber auch abseits der Personenbeförderung bei der Polizei gefragt. „Manchmal wird das Auto auch angefordert, wenn es sperrige Möbel zu transportieren gilt“, sagt Pülmanns.
Nur noch die Hausmeister fahren einen grünen Transporter
Ein grüner Gefangenentransporter, wie es ihn in den 1990er-Jahren noch gab, sei in Krefeld auch noch unterwegs. „Aber der wird nur noch von den Hausmeistern genutzt.“ Das aktuelle Fahrzeug entstammt noch der seit 2015 insolventen Karosseriefabrik Gebrüder Ludewig aus Essen. Komfort bietet der Wagen wenig, „muss er aber auch nicht“. „Wir fahren selten Strecken, die länger als zehn Kilometer sind. Dafür reichen die Hartschalensitze schon noch aus.“
Weite Wege gebe es nur, wenn Haftbefehle vollstreckt würden und Straftäter direkt in die Justizvollzugsanstalten nach Willich oder Moers-Kapellen gebracht werden müssten. „In den meisten Fällen sind das übrigens die Leute, die sehr pflegeleicht sind“, sagt Pülmanns. Heißt, man könne beim Transport auch mal auf Handschellen verzichten.
Das ginge in anderen Fällen nicht. Manchmal sei es gar nicht anders möglich, als sich schlagende und tretende Menschen in den Wagen zu drängen und die Tür zu verschließen. Anschnallpflicht bestehe in jedem Fall, sei aber nicht immer umsetzbar, erklärt Pülmanns, der den Wagen in der Regel alleine fährt, wenn es nur eine Person zu transportieren gibt. Wie den Randalierer am Mittwoch um 8 Uhr.