Chemikalie zur Drogenherstellung aus versiegeltem Lager gestohlen
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Krefeld. Die Nachricht, dass Zollfahnder am 9. April am Dießemer Bruch viereinhalb Tonnen einer hochgradig verdächtigen Chemikalie (Apaan) sichergestellt haben, ist offenbar auch in kriminellen Kreisen gehört worden. Gerade mal sechs Tage lag das in Papp-rohren verpackte Pulver im versiegelten Raum des deutschlandweit operierenden Lagerstätten-Vermieters Shurgard — dann war es weg.
Geklaut wurde es am Samstag, 13. April. Um 17.17 Uhr zeichnete die Videoanlage den dreisten Einbruch auf. Um 15 Uhr war Feierabend auf dem Betriebsgelände. Montagmorgen wurde der Siegelbruch von Beschäftigten der Firma entdeckt und der Polizei mitgeteilt. Mit Bildern aber können Polizei und Zollfahndungsamt aus rechtlichen Gründen erst an die Öffentlichkeit, wenn alle anderen Ermittlungswege ausgeschöpft sind.
„Jetzt haben wir eine Straftat“, stellt der Sprecher des Zollfahndungsamtes in Essen, Ulrich Schulze, fest: „Diebstahl sowie Vollstreckungs- und Siegelbruch“. Der Diebstahl bestätigt den Verdacht des Zollfahnders, dass die in Deutschland (noch) nicht verbotene Chemikalie zur Herstellung sogenannter Designerdrogen bestimmt war, vor allem Crystal Meth, auch als „Ice“ oder „Zombie-Droge“ bekannt. Sie zerstört Hirn und Körper der Konsumenten.
„Es gibt sonst keine erkennbare wirtschaftliche Nutzung für Apaan“, sagt Schulze. „Abgesehen von labortechnischer Anwendung in geringen Mengen.“ Hergestellt wird Alpha-Phenyl-acetoacetonitrile meist in China und ist zu einem Spottpreis zu haben.
Im Hamburger Hafen wurden im Januar 30 Tonnen Apaan sichergestellt, deklariert als Waschpulver und bestimmt für einen Abnehmer in Tschechien. Eine Milliarde Konsumeinheiten Methaamphetamin hätten damit hergestellt werden können, hieß es damals inoffiziell in Hamburg.
Die in Krefeld geklaute Menge würde demnach für 150 Millionen Portionen reichen. Der Marktwert für den Rohstoff soll in Deutschland derzeit bei rund 20 Euro pro Kilo liegen.
Unter Hinweis auf die laufenden Ermittlungen halten sich Polizei und Zollfahnder derzeit noch zurück. Zumal sich erst heute entscheiden soll, welche Behörde den Diebstahl am Dießemer Bruch weiter bearbeitet.