Kresch-Theater: Zwischen Liebeschaos und Verlustschmerz
„Kopf hoch“ erzählt von einem vermeidbaren Unfall, verzichtet jedoch auf platte Moral.
Krefeld. Das Licht wird dunkler, kaputte Fahrräder liegen in einem Haufen auf dem Boden. Sie wirken bedrohlich. Dann beginnt ein Film: ein Lenker, das Gelände rauscht vorbei. Auf einmal sind die Geräusche echt. Robin (Laura Thomas) fährt mit ihrem Mountainbike auf die Bühne. Ruckartig hält sie vor Steph (Elias Ordelmanns).
Das Stück „Kopf hoch!“ von René Linke feierte am Sonntag in der Fabrik Heeder Premiere, eine Zusammenarbeit von Kresch-Theater, Krefelder Polizei und der Initiative Fairkehr. Regisseur Helmut Wenderoth bringt die Geschichte von zwei Jugendlichen, die bei einem Fahrradunfall ihren besten Freund Tom verloren haben, auf die Bühne.
„Tom hatte drei goldene Regeln. Erstens: Fahre nie bei Regen. Zweitens: Nie im Dunkeln. Und drittens: Nie ohne Helm,“ erzählt Steph. Doch als Tom ein einziges Mal seine Regeln missachtet, wird ihm das zum Verhängnis: An den Folgen des Unfalls stirbt er.
Für Robin und Steph beginnt nun ein Kampf aus Vorwürfen, Verlustschmerz und Liebeschaos, für den Zuschauer eine Achterbahnfahrt der Gefühle: Während sich Robin und Steph Wortschlachten über ihre Beziehung liefern, möchte der Zuschauer manchmal laut loslachen. Dann sind da wieder die Momente, wenn sich das Licht verdunkelt und die beiden Jugendlichen an ihren verlorenen Freund denken. „Wenn ein Mensch stirbt, dann stirbt er nicht allein.“
Seit dem Unfalltod ihres Freundes haben sich Steph und Robin voneinander entfernt. Auch das Mountainbike hat Steph nicht mehr angerührt. „Ist es Risiko, einen besonders gefährlichen Sprung auf dem Mountainbike zu stehen?“, fragt Steph ins Publikum. „Oder ist Risiko über die Klippe zu springen und ein Mädchen zu küssen?“
Nachdem sich Steph am Ende für die Liebe und das Radfahren entscheidet, gibt es minutenlangen Applaus für die Darsteller mit ihrer jugendlichen Energie und für das eindrucksvolle Bühnenbild von Frank Andermahr. Die Moral bleibt zwar unausgesprochen, ein junger Gast formuliert seine Gedanken beim Hinausgehen dennoch eindeutig: „Mama, willst du dir jetzt nicht auch einen Fahrradhelm kaufen?“