Sporthistorie Dautermann erforscht Krefelds Sportgeschichte

Krefeld · Der Historiker sammelt Gegenstände und Schriften aus Vereinen. Diese sollen Ende November in einer Ausstellung zu sehen sein.

 Historisches Bild von 1903: Die Männerabteilung der Turnerschaft 1872 vor der Turnhalle an der Gartenstraße.

Historisches Bild von 1903: Die Männerabteilung der Turnerschaft 1872 vor der Turnhalle an der Gartenstraße.

Foto: Andreas Bischof

Auf dem Tisch im Büro von Christoph Dautermann steht eine kleine Klingelglocke aus Bronze, eine Ehrengabe des Landessportbundes. Daneben liegt ein Maßband aus Messing, dem man sein hohes Alter ansieht. Festschriften, Satzungen, Liederbücher und Jahrbücher der Turnerschaft von 1872 stapeln sich. Sie sind im Original erhalten, aber immer noch in einem guten Zustand. Die Stücke sind Beispiele dafür, was der Stadthistoriker in den nächsten Monaten vorhat. Dautermann will die Geschichte des Krefelder Sports aufschreiben und Ende November eine Ausstellung eröffnen. Just, wenn der Stadtsportbund am 3. Dezember sein 100-jähriges Bestehen feiert. Dautermann wird der Erste sein, der sich dieser Aufgabe annimmt. Denn bisher ist kein zusammenfassendes Werk auf diesem Gebiet erschienen. „Wenn man die Zeitschrift ‚Die Heimat’ oder die Stadtgeschichte in die Hand nimmt, sieht man Lücken. Der Sport ist dabei nur stiefmütterlich behandelt worden“, sagt er.

Der Historiker ist noch
in der Phase der Recherche

Es sind eigene Publikationen geplant. Ein Titel aber wird noch gesucht. „Herr Dautermann füllt mit seiner Arbeit einen weißen Fleck in der Stadtgeschichte“, sagt Sprecher Dirk Senger. „Ich bin noch in der Phase der Recherche. Ich möchte aber nicht nur die Highlights abbilden, sondern auch den Blick auf Breiten- und Vereinssport lenken“, so Dautermann. Von den Turnhallen, über die Anfänge der Turngruppen, die noch als demokratische Kräfte im Kaiserreich als Sportler getarnt auftraten und noch keinen Wettkampf führten, bis zum Trimm-Dich-Pfad, die Übungen für Jedermann. Der älteste Verein der Stadt, das Krefelder Sportschützenkorps, wurde 1842 gegründet. Der Jüngste ist Home-Trail Krefeld, die Mountainbiker vom Hülser Berg, die 2016 dazukamen. Es ist ein breites Feld, das sich der 61-jährige stellvertretende Institutsleiter des Museums Burg Linn vorgenommen hat. In Krefeld gibt es 213 registrierte Sportvereine.

Seit 2001 ist der Moerser Christoph Dautermann nun schon als Historiker im Museum Burg Linn tätig. Sein Tagesgeschäft ist umfangreich. Zuletzt war er noch federführend bei der Ausstellung „Von der Lochkarte bis zur Cloud“, gefragt ist er aber auch immer wieder im Bereich Architektur und Stadtgeschichte. Für die Geschichte des Krefelder Sports hatte er im November schon um Mithilfe der Krefelder Vereine gebeten. Zwei Monate später sind schon einige Überbleibsel vergangener Zeiten zusammengekommen. Leihgaben, anhand derer sich der Historiker orientieren kann, Geschichten nacherzählen kann. Dauermann nimmt Kontakt auf, wird angeschrieben, will sich die Gegenstände vor Ort angucken, wissenschaftlich bearbeiten. „Die Ausstellung lebt von spannenden Objekten“, sagt er.

Das Problem sieht Christoph Dautermann in den wenigen Dokumenten, die heute noch verfügbar sind. Ein umfassendes Archiv über den Krefelder Sport gebe es nicht. Der 61-Jährige fragt daher in den Vereinen nach, bittet darum einen Blick in die Unterlagen zu werfen, wenn es solche überhaupt gibt: „Es gibt kaum einen Verein, der ein richtiges Archiv hat.“ Viele Schriftführer würden ihre Aufzeichnungen nicht unbedingt an die Nachfolger weitergeben. Der Historiker Dautermann ist jedoch von Berufswegen darauf bedacht, die Quellen zu prüfen und zu verifizieren. Eine Arbeit, die Ausdauer und Zeit benötigt. Aktuell ist er alleine mit der Aufgabe befasst. Wenn die Ausstellung ins Blickfeld gerät, kann und will er weitere Mitarbeiter gewinnen.

Aus vielen Sportarten wie Tennis, Fußball, Wassersport, Schwimmen, Radsport oder Motorsport hofft Dautermann auf noch mehr Kooperation und Informationen. Die Ruderer des Crefelder RC hätten ihm schon ein altes Boot angeboten. Sportgeräte, Kleidung sind gerne genommen. „Es ist immer schön, wenn man eine Geschichte dazu erzählen kann“, sagt der stellvertretende Institutsleiter. In nächster Zeit will er auch aktuelle und ehemalige Größen ansprechen: Die Ringerin Aline Rotter-Focken oder den Uerdinger Zehnkämpfer Jürgen Hingsen, der sich in den 1980er Jahren legendäre Duelle mit dem Biten Daley Thompson lieferte. Da dürfte in den nächsten Wochen und Monaten noch eine Menge Stoff zusammenkommen.