Krefeld Dank Flüchtlingen sinkt der Wohnungsleerstand

1700 Geflüchtete wurden in Wohnungen untergebracht. Der Markt hat sich entspannt. Die Wohnstätte baut weitsichtig 530 Wohnungen.

Krefeld. Die Unterbringung der Flüchtlinge hat die Stadt vor große Herausforderungen gestellt. Wolfram Gottschalk, Bereichsleiter für Soziales, Senioren und Wohnen, und Thomas Siegert, Vorstand der Wohnstätte und größten Wohnungsgesellschaft der Stadt, sind zwei der Hauptverantwortlichen, die dafür gesorgt haben, dass den Flüchtlingen angemessener Wohnraum zur Verfügung gestellt wurde und wird. „Ohne die gute Zusammenarbeit hätten wir das nicht geschafft“, finden die beiden.

„Seit Beginn der Krise wurden 1700 Flüchtlinge in Wohnungen untergebracht“, sagt Gottschalk. „Dafür hat die Stadt 400 Wohnungen angemietet.“ Siegert ergänzt: „Davon hat die Wohnstätte allein 210 bereitgestellt und darüber hinaus 40 direkt an Flüchtlinge vermietet.“ Zwei Drittel der Flüchtlinge sind dadurch in Wohnungen der Wohnstätte untergekommen. Einige haben auch selbst Wohnungen angemietet. Laut Siegert hat sich der marktbedingte Leerstand von vormals 4,5 Prozent in der Spitze auf 1,5 Prozent deutlich reduziert.

Die Lage am Wohnungsmarkt entspanne sich dank der stark rückläufigen Flüchtlingszahlen derzeit deutlich, zeigt sich Gottschalk erleichtert, was dazu führe, dass Turnhallen wieder freigegeben werden können. Siegert versichert, dass die Wohnstätte sogar weiterhin Wohnraum anbieten könne. Das liege an Strategie und Zielsetzung der Stadttochter. Bereits im letzten Jahr seien 105 neue Wohnungen fertiggestellt worden, wovon rund ein Viertel öffentlich gefördert sind.

„Bis 2019 bauen wir weitere 530 Wohnungen, davon 250 öffentlich geförderte, und bis zu 50 alte werden jährlich kernsaniert“, stellt er in Aussicht. „Davon profitieren alle Krefelder. Wir bauen nach wie vor für den eigenen Bestand zum Vermieten und nicht zum Verkaufen“, stellt Siegert klar.

Dem Vorhaben kommt zugute, dass der Bund dafür die Fördermittel erhöht hat. Laut Siegert erhielt Krefeld bislang öffentliche Mittel von fünf bis sechs Millionen Euro pro Jahr, was für bis zu 60 Wohnungen reicht. Jetzt erhalte die Stadt neun Millionen Euro, womit etwa 90 Wohnungen finanziert werden können. Von 8800 Wohnungen sind 1600 öffentlich gefördert, was den Anteil an Sozialwohnungen erhöht. „Es gibt nach wie vor einen hohen Bedarf an günstigen Mietwohnungen“, stellt Siegert fest. Die Wohnstätte gibt in ihrem Geschäftsbericht ein Investitionsvolumen von 125 Millionen Euro an. Der öffentlich geförderte Wohnungsbestand liegt bei 18 Prozent.

Wichtig sei aber auch, dass sich private Investoren an Neubau und Sanierung beteiligen, sagen Gottschalk und Siegert. Dass zu Beginn des Flüchtlingszustroms die Vermieter sogenannter Bruchbuden schnelles Geld verdienen wollten, habe die Stadt nicht zugelassen. Dadurch sind auch die Mieten stabil geblieben. Inzwischen habe sich herumgesprochen, dass sich auch kleinere Sanierungen älterer Wohnungen lohnen, weil es wieder Bedarf für einfachen Mietraum gebe. Bislang habe man Flüchtlinge ausschließlich in Bestandswohnungen untergebracht.

Die Wohnstätte plant künftig auch für Flüchtlinge den Bau von Einfamilien-Reihenhäusern zur Miete, die später erworben werden können. Der Grund dafür sei die gute Erfahrung, die man seinerzeit mit Aus- und Übersiedlern gemacht hat, wie zum Beispiel am Kanesdyk. Die dortigen Einfamilienhäuser werden saniert und an Krefelder Familien vermietet oder verkauft.

Eine solche Unterbringung fördere die Integration von Flüchtlingen und vermeide Ghettobildungen, was ganz im Sinn der Stadt ist.