Das Gartenhaus von Haus Esters wird saniert
An dem denkmalgeschützten Gebäude hinter dem Museum wird im Moment gearbeitet. 90 000 Euro werden investiert.
Krefeld. Hämmern dringt aus dem Garten von Haus Esters an der Wilhelmshofallee. Ein Bauschild verrät schon aus einiger Entfernung: „Hier gibt’s was aufs Dach!“ Es ist das historische Gartenhaus, das gerade neue Dachziegel erhält. Natürlich sind es für ein Denkmal korrekt Naturschieferplatten. im Jahr 2007 wurde das 1923 errichtete Holzgebäude unter Denkmalschutz gestellt. Ein Blick auf das Gerüst zeigt, dass es keine genormte Ware aus einem Baumarkt ist, sondern Platten unterschiedlicher Größe, so wie sie eben aus den Gesteinsbrocken geschlagen werden konnten.
In der sogenannten altdeutschen Deckung werden die Moselschieferplatten jetzt auf dem Dach befestigt. „Anschließend wird die Dachentwässerung erneuert, das war alles verstopft“, erklärt Klaus Palm vom Gebäudemanagement der Stadt Krefeld. Nicht gut sieht auch die Abdeckung des Kellerabgangs aus: Sie ist stark vermoost, was dem schattigen Standort zwischen hohen Bäumen und seiner Ausrichtung nach Osten geschuldet ist. Sie muss zusammen mit einigen Sparren der Holzkonstruktion erneuert werden. Begeistert ist Palm — gelernter Tischler und studierter Holzbauingenieur — über den Zustand der Außenwände des Gartenhauses. Es sei unverkennbar, dass hier einst hochwertiges Material verarbeitet wurde.
Dabei handelt es sich bei dem Häuschen eigentlich um eines „von der Stange“, ein vorgefertigtes der Deutschen Werkstätten Hellerau (DWH) in Dresden. Gut abgelagertes und optimal bearbeitetes Holz lässt den Fachmann schwärmen: „Da ist auch nach fast hundert Jahren nichts Großartiges nötig. Die Schwarten werden nur gesäubert.“
Die sogenannten Schwarten sind die kurzen Teilstücke von Baumstämmen zwischen senkrechten Leisten, die dem Haus den Charakter eines Blockhauses geben, wie man es als typische Bauform waldreicher Gebiete kennt. „Auch die Fenster sind noch super. Da muss nichts ausgetauscht werden. Sie werden gesäubert und wieder mit Leinöl behandelt.“ Vom Holz und der Farbgebung unterscheidet sich deutlich der nach Süden ausgerichtete Terrassenbereich.
Dieser grün gestrichene Teil wurde erst 1945 angebaut, als das Gartenhaus zwangsweise zum Wohnhaus wurde. Die englischen Besatzer hatten das Haus Esters konfisziert und die Familie gezwungen, sich in ihrem kleinen Gartenhaus einzurichten. Dass es in dieser Zeit Mangel an Baumaterial gab, verrät auch noch eines der Fenster des Anbaus. Auf den ersten Blick scheint das Fensterglas gesprungen, aber dem ist nicht so. Es wurden zwei eigentlich zu kleine Scheiben auf Maß geschnitten, so dass sie den Fensterrahmen füllen. Für die Denkmalpflege ist es keine Frage, diesen Zustand zu lassen. Denn er ist ein unverkennbares wie authentisches Zeichen vom Ausbau des Gartenhauses in der Nachkriegszeit. Der originale Zustand von 1923 und die Erweiterung von 1945 sollen erhalten werden.
Spätere Veränderungen, beispielsweise als eine Keramikerin das Haus als Werkstatt nutzte und einen großen Brennofen einbauen ließ, werden nicht wieder sichtbar gemacht. Natürlich muss das historische Einbau-Mobiliar der DWH ebenso überarbeitet werden. Dabei werden die Gebrauchsspuren minimiert, das bedeutet, es wird eine maßvolle Säuberung erfolgen, die die Patina bewahrt.
Bei der Stromversorgung geht man einen Kompromiss zwischen vergangener und zukünftiger Nutzung ein. Ursprünglich besaß das Gartenhaus kein elektrisches Licht und so werden auch die klobigen, aufgesetzten Steckdosen späterer Zeiten demnächst wieder abmontiert. Versteckt und nahezu unsichtbar soll es neue geben. Rund 90 000 Euro wurden für die denkmalgerechte Renovierung des Gartenhauses veranschlagt, die vom Bundesprogramm Nationale Projekte des Städtebaus gefördert wird. Zu Weihnachten dieses Jahres soll das Gartenhaus wieder im neuen alten Glanz erstrahlen.