Nächsten Liebe Mobile Essenshilfe fährt zu Bedürftigen

Der Verein versorgt bis zu 350 Krefelder mit Essen. Gesucht werden noch Partner, Spender, ehrenamtliche Helfer, eine Kochgelegenheit und ein Auto.

Foto: Andreas Bischof

Hüls. Seit letzter Woche ist die Mobile Essenshilfe Krefeld-Hüls ein eingetragener Verein. Kurz nach dem Gespräch mit der WZ erreichte die Verantwortlichen die ersehnte Nachricht. Weil sie nicht solange warten wollten, hatten Initiatorin Nicole Wellen und die Mitgründerinnen Heike Lindackers und Iris-Helene Remington schon einmal mit ihrem Vorhaben begonnen.

Montags- und donnerstagsabends suchen sie Bedürftige an sechs Brennpunkten in der Stadt auf und versorgen sie mit Essen. Ihre Route führt sie zu Luther- und Theaterplatz, zum Bahnhof, Neumarkt, Stadtgarten und zur Diakonie an der Lutherstraße. Nicht nur die Obdachlosen gehören zu den Betreuten, sondern Bedürftige aller Art — darunter Rentner, Arbeits- und Mittellose sowie kinderreiche Familien.

Die engagierten Frauen sind drei von 19 Gründungsmitgliedern, darunter zwei Männer, die sich nicht scheuen, ihre Klientel an den Brennpunkten vor Ort zu besuchen. „Dorthin kommen auch die anderen Bedürftigen, auch solche, die nicht berechtigt sind, zur Tafel zu gehen“, berichtet Wellen. Sie beklagt zunehmende Alters- und Kinderarmut.

Die Lebensmittel werden von Discountern und einer Bäckerei gespendet. Bisher muss eine private Küche für die Essenszubereitung herhalten. Einmal pro Woche gibt es eine warme Mahlzeit, ansonsten belegte Brötchen oder Brote.

„Chefköchin“ Remington sorgt mit Wurst-Gulasch, Spitzkohl, Nudel- und Kartoffelgerichten, Linsensuppe, Milchreis mit Früchten und Pudding in allen Formen für Abwechslung. Das soll in Zukunft in einer Gastronomie-Profiküche geschehen. „Für 650 Euro Warmmiete im Monat könnten wir eine nutzen, aber wir suchen dafür noch einen Sponsor“, sagt Remington.

Bislang erfolgt die Essensausgabe nur zwei Mal in der Woche. Beabsichtigt ist, dass nach und nach weitere Tage hinzukommen. Doch dazu fehlt es noch an weiteren Ehrenamtlern und an einem Fahrzeug, das auch zeitweise zur Verfügung gestellt werden könnte. „Mit unseren privaten Pkw schaffen wir das nicht auf Dauer“, sagt Wellen und hofft auf Unterstützung eines Autohauses oder anderer Firmen.

Die Wunschliste ist groß, die Erfüllung für Sponsoren mit Herz oft kein großer Aufwand. So könnten Molkereien oder Milchbauern mit Restposten an Milch oder Backstuben mit übriggebliebenen Brötchen helfen, hoffen die Gründerinnen. Und: „Wir freuen uns schon über Kleinigkeiten, etwa wenn Nachbarskinder von ihrem Ersparten zwei Tafeln Schokolade vorbeibringen.“

Was mit der Essenshilfe begann, wächst sich inzwischen zu einer Rundumhilfe aus. „Gerade den Obdachlosen fehlen die einfachsten Hygienemittel“, klagt Wellen. Ein Drogeriemarkt hilft damit aus. Die Ehrenamtler brauchen außerdem regelmäßig Handschuhe und Desinfektionsmittel, um die Hygienevorschriften einzuhalten.

„Wir kümmern uns auch schon einmal um Verbandsmaterial und dringend benötigte Kleider oder Babysachen, die man wie andere Sachspenden bei uns abgeben kann.“ Das gilt auch für Möbelstücke und sonstige Utensilien, die auf dem wöchentlichen Trödelmarkt verkauft und für den guten Zweck umgesetzt werden. Ein Lagerraum wird ebenfalls gesucht.

Die Spenden bestehen bislang fast ausschließlich aus Sachspenden. „Wir bekommen demnächst 30 Spendendosen, die wir gerne in Geschäften aufstellen würden“, geht ein Hilferuf an die Inhaber. „Wer möchte, kann jederzeit Einblick in unsere Geschäftsbücher nehmen, um zu sehen, dass seine Spenden ordnungsgemäß verbucht wurden“, betont Wellen. Befürchtungen, dass Lebensmittel vergeudet werden, müsse niemand haben. Alle vegetarischen Essensreste gingen an den Hülser Gnadenhof für Pferde.

Was motiviert die Helfer? „Wir investieren viel Kraft, Zeit und Liebe und gehen mit allen Menschen respektvoll um. Als Dank bekommen wir oft ein Lächeln geschenkt — zum Beispiel auf dem Theaterplatz“, sagt Nicole Wellen.