Tierschutz Haustiere werden seltener zu Ferienbeginn ausgesetzt
Lange Zeit war es trauriger Gewohnheit, ungeliebte Haustiere wurden besonders häufig im Sommer einfach ausgesetzt. Krefelds Tierheim am Flünnertzdyk bemerkt endlich eine Besserung.
Krefeld. Der angebundene Hund an der sommerlich-heißen Autobahnraststätte — das war jahrzehntelang das traurige Symbol für den des eigenen Haustiers überdrüssig gewordenen Menschen. Nun sind wieder große Schulferien. Doch das vermehrte Aussetzen von Vierbeinern zu dieser Jahreszeit ist stark zurückgegangen. Das sagt Dietmar Beckmann, Vorstandssprecher des Trägervereins des Krefelder Tierheims, auf WZ-Anfrage. Das gelte übrigens auch für die Zeit kurz nach Weihnachten, wenn die vermeintlichen Spielzeuge plötzlich als lebende Wesen mit Bedürfnissen wahrgenommen werden.
Mittlerweile, so berichtet Beckmann, würden Tiere „das ganze Jahr über in etwa gleich hoher Zahl abgegeben, wenn sie lästig sind“. Da die Krefelder keine „Pensionstiere“ aufnehmen, fällt ein weiterer Grund für steigende Zahlen in den Urlaubsmonaten weg.
Im vergangenen Jahr zählte die Einrichtung am Flünnertzdyk insgesamt 83 Fundhunde und 181 Katzen. Hinzu kamen 46 Kleintiere wie Hamster und Meerschweinchen sowie 42 Vögel. Im ersten Halbjahr 2017 waren es 31 Hunde und 87 Katzen. Es sieht also vergleichsweise gut aus, aber für eine positive Prognose ist es laut Beckmann noch zu früh. Allerdings rechnet auch er nicht mehr „mit einem deutlichen Ausreißer nach oben“. Drangvolle Enge ist zumindest derzeit nicht zu befürchten, die Auslastung der vorhandenen Kapazitäten wird mit durchschnittlich 80 Prozent angegeben.
Ein noch recht junges Phänomen ist das zunehmende Abgeben von Schlangen und ähnlichen Exoten. Dabei handelt es sich in den allermeisten Fällen um harmlose Kriechtiere wie beispielsweise Kornnattern. Mit lebensgefährlichen Varianten wie Schwarzer Mamba, Gabunviper und ähnlichen Exoten hat das Team um Tierheimleiter Frank Schankat nichts zu tun. „Wenn wir uns bei Tieren nicht sicher sind, holen wir den Zoo zu Hilfe“, erklärt der Vereinssprecher.
Was in den extra angeschafften Terrarien kreucht, wird ebenso vermittelt wie Hund, Katze und Maus. „Eigentlich ist jedes Tier vermittelbar“, betont Beckmann. Ein hohes Alter von Terrier oder Stubentiger sei ebenso wenig ein Hindernis wie ein „Problemtier“. Auffälligkeiten würden den Interessenten grundsätzlich mitgeteilt, damit diese sich darauf einstellen könnten. „Unser Hundetrainer befasst sich vorher genau mit diesen Tieren, und unsere Pfleger natürlich auch.“ Sechs dieser Mitarbeiter sind in der Einrichtung tätig, fünf davon sind eigentlich immer vor Ort, auch in den Ferien.
Bleibt die Frage, warum Haustiere überhaupt auf der Straße oder im Tierheim landen. Exakte Antworten kennt auch Dietmar Beckmann nicht. Er vermutet aber, dass oft Wut oder Frust dahinter stecken. Offen und ehrlich geben das aber nur die wenigsten zu. Viele Besucher, so berichtet der Tierfreund, würden Vierbeiner als angebliche Fundtiere abgeben, obwohl sie selbst der Halter seien. Dabei wäre dieses Schauspiel gar nicht notwendig: „Wir nehmen die Tiere auf jeden Fall an“, sagt er. Und fügt hinzu: „Abgeben ist auf jeden Fall besser als aussetzen.“