Tönisvorst Frühere Partner von Lothar Vauth völlig ahnungslos

Ein Ex-Partner aus der Krefelder Anwaltskanzlei sprach am Montag vor Gericht von diversen Unregelmäßigkeiten.

Foto: Reimann

In den Prozess gegen den Krefelder Rechtsanwalt Lothar Vauth und seine Frau Jessica ist gestern wieder Bewegung gekommen. Unter anderem sagte ein ehemaliger Partner Vauths aus der Kanzlei „Dr. Stöber, Oehring, Vauth & Partner“ in Krefeld aus.

Der Anwalt sei Mitte 2003 aus der Sozietät in den Ruhestand ausgeschieden, habe aber immer noch rund zwei Monate in jedem Jahr als Urlaubsvertretung ausgeholfen, sagte der Jurist am Montag im Zeugenstand.

Im Jahr 2008 oder 2009 seien ihm und den verbliebenen Kollegen in der Kanzlei Vorgänge aufgefallen, die die Anwälte dazu bewogen hätten, die Staatsanwaltschaft einzuschalten. „Bevor man selbst Beschuldigter wird“, so der Zeuge.

Einige Vorfälle schilderte der Jurist. So sei ein Mandant bei einer Sprechstunde, die er als Vertretung übernommen habe, zu ihm gekommen und habe nachgefragt, ob es denn Geld aus einem gewonnenen Unterhaltsprozess gebe. Bei Recherchen habe der Anwalt dann in den Akten entdeckt, dass das Geld schon lange bei der Kanzlei eingegangen war, aber nie an den Mandanten ausbezahlt wurde.

Ebenfalls Unregelmäßigkeiten habe es bei einer arbeitsrechtlichen Sache für ein Unternehmen gegeben. Das habe an die Kanzlei einen Vorschuss gezahlt, der später von der Rechtsschutzversicherung der Firma übernommen wurde. Der Vorschuss wurde allerdings nicht an das Unternehmen zurückgeführt. „Da mussten alle Alarmglocken läuten, wenn man weiß, wie brisant es ist, fremdes Geld festzuhalten“, sagte der Rechtsanwalt, der seit 1969 in der Kanzlei tätig war. Berufsrechtlich müssten Anwälte das Geld, das sie für ihre Mandanten in Empfang nehmen, innerhalb weniger Tage an sie überweisen.

Die Partner der Kanzlei seien all die Jahre ahnungslos gewesen, so der Zeuge: „Wir hatten nicht den geringsten Anlass anzunehmen, dass da irgendwas nicht in Ordnung war.“ Vielmehr habe der Angeklagte Vauth die Kanzlei bei seinem Einstieg in den 90er Jahren durch geschicktes Marketing nach vorne gebracht. „Er war ein unglaublich guter Organisator.“ Die Umsätze wuchsen. 2,3 Millionen Euro sollen es pro Jahr gewesen sein. Rund die Hälfte davon sei kostenbereinigter Gewinn gewesen.

Der Zeuge äußerte bei Gericht aber auch Unverständnis darüber, dass auch das Steuerberaterbüro der Kanzlei nichts von den mutmaßlichen Untreue-Taten bemerkt hatte. „Mir ist völlig schleierhaft, wie das Steuerbüro über Jahre die Entnahmen nicht bemerkt haben will.“ So seien auch sehr viele Konten eröffnet worden, die alle ins Minus gingen. Das hätte einem Steuerberater durchaus auffallen können.