Tönisvorst Prozess: Vauths Schränke mit Brecheisen geöffnet
Zeuge gab am Dienstag im Prozess an, wie die Kanzleikollegen dem Anwalt auf die Schliche kamen.
Tönisvorst/Krefeld. Ein weiterer ehemaliger Krefelder Kanzleikollege sagte am Dienstag als Zeuge im Prozess gegen den wegen Untreue und Betrug in mehr als 900 Fällen angeklagten Rechtsanwalt Lothar Vauth und seine Ehefrau Jessica aus Tönisvorst aus. Der Zeuge gab an, dass die Angeklagten die Rechnungseingänge der Sozietät überwacht hätten. Von Unstimmigkeiten in der Buchhaltung habe er damals nichts bemerkt. Das sei auch gar nicht seine Aufgabe gewesen. Der 40-Jährige schilderte, dass er schon kurz nach seinem Referendariat als freier Mitarbeiter in die Sozietät Dr. Stöber, Oehring, Vauth & Partner kam und mehrere Jahre dort arbeitete.
Er sei fast ausschließlich für den Angeklagten tätig gewesen. Vauth habe die lukrativen Fälle allerdings immer selber unterschrieben. Später habe der Zeuge erfahren, dass Lothar Vauth einige der Akten komplett alleine bearbeitet habe. Wenn Mandantengelder ausgezahlt werden mussten, sei das zwar vermerkt worden. Ob tatsächlich gezahlt wurde, darüber habe er aber keine Kontrolle gehabt. Er wisse aber, dass ausschließlich die Angeklagte solche Vermerke über geleistete Zahlungen anfertigte. Sie sei ihm damals auch als Bürovorsteherin vorgestellt worden.
Er selber habe nur Akten bearbeitet und vorläufige Streitwerte mitgeteilt. Als die beiden Angeklagten im Urlaub waren, sei er von einem der anderen Anwälte der Sozietät angerufen und in die Kanzlei bestellt worden. Erst bei diesem Treffen erfuhr er von Unstimmigkeiten mit Mandantengeldern.
Die Kollegen öffneten damals die Schränke mit einem Brecheisen. In den geöffneten Schränken fanden sie dann Akten, die nicht hätten eingeschlossen werden müssen. Die hatten allerdings andere Inhalte, als im System angegeben. Die eingeschlossenen Akten habe er damals anhand der Farbe ganz klar dem Angeklagten zugeordnet. Auch die Barkasse wurde gefunden, beim Inhalt habe es sich aber nicht um „Geldberge” gehandelt. Außerdem wurden dort Arbeitsverträge mit Nichten und Cousinen der Angeklagten aufbewahrt. Kurze Zeit später habe er selber ein Gespräch mit einem Mandanten geführt, der behauptete, um sein Geld gebracht worden zu sein. Zuerst habe die Sozietät intern herausfinden wollen, wie groß die finanziellen Ausmaße der Unregelmäßigkeiten sind. BL