Justiz Jetzt sitzt Lothar Vauth im Gefängnis-Krankenhaus
Der ehemalige Anwalt soll in 923 Fällen einen Schaden von mehr als 1,9 Millionen Euro verursacht haben.
Tönisvorst/Krefeld. Am Hirschberg 9 in 58730 Fröndenberg — das ist vorläufig die neue Anschrift von Lothar Vauth. In der 22 000-Einwohner-Stadt im Kreis Unna befindet sich ein Justizvollzugskrankenhaus (JVK) des Landes Nordrhein-Westfalen. Auf Anfrage der WZ bestätigte das Krefelder Landgericht gestern, dass „der Haftbefehl gegen Lothar Vauth vollzogen“ worden ist.
In diesem Zuge sei der frühere SPD-Landratskandidat, dem Untreue in mehr als 900 Fällen vorgeworfen wird, von Krefeld in das JVK in der Nähe von Dortmund gebracht worden. Der Haftbefehl gegen den Ex-Anwalt, der in einer Krefelder Kanzlei tätig gewesen war, war bislang mit Blick auf den gesundheitlichen Zustand außer Vollzug gesetzt.
Wegen einer nach Angaben eines Landgerichts-Sprechers „schwerwiegenden Erkrankung organischer Art“ lag der Tönisvorster seit Anfang November im Krefelder Helios-Klinikum. Dazu hatte es einen so genannten „Verschonungsbeschluss“ gegeben. Nach Informationen der „Süddeutschen Zeitung“ musste sich der Rechtsanwalt einer Herzoperation unterziehen. Nun war die Unterbringung Justizvollzugskrankenhaus nach Ansicht des Krefelder Landgerichts aber möglich.
Im November war gegen den ehemaligen Rechtsanwalt und Politiker ein Haftbefehl erlassen und vollstreckt worden: Vier Polizisten nahmen ihn nach Informationen der WZ in St. Tönis fest und brachten ihn nach Krefeld auf die Wache. In der Zelle soll der 50-Jährige dann eine „klaustrophobische Attacke“ (auch als Platzangst bekannt) bekommen haben.
Die Landgerichts-Kammer mit ihrem Vorsitzenden Herbert Luczak reiste eigens zum Krankenhaus und suchte das Gespräch sowohl mit Vauth als auch mit den Medizinern, um sich ein Bild zu machen. Kurz vor Weihnachten fasste die Kammer dann den Beschluss zur Eröffnung des Verfahrens gegen Vauth.
Zum Stand des Verfahrens gegen den früheren St. Töniser Karnevalsprinzen, gab es bis gestern keine neuen Erkenntnisse. „Das Verfahren läuft“, sagte eine Sprecherin des Landgerichtes.
Eine Terminierung sei noch nicht vorgenommen worden. Vauth muss sich wegen gewerbsmäßiger Untreue verantworten. In 923 Fällen soll ein Schaden von mehr als 1,9 Millionen Euro entstanden sein.
Die Anzeige gegen ihn stammt aus dem Jahr 2009. Seither schleppt sich das Verfahren hin.