Das Kreuz für die Dio-Spitze

Das 2,70 Meter hohe Symbol ist in einem Gottesdienst geweiht worden.

Krefeld. "Besonders schön sieht das ja nicht aus." Mit diesen Worten eröffnet Pfarrer Claus Lücker am Sonntag die Messe in St. Dionysius. Er zitiert einen Krefelder, den er am Vorabend vor dem 2,70 Meter großen, über 200 Kilogramm schweren Kreuz getroffen hat.

Es steht direkt hinter dem Altar, mithilfe eines Gerüsts in eine senkrechte Position gebracht - und wartet auf seinen großen Moment: In der Messe wird es feierlich geweiht, Anfang November dann mit Kuppel und Spitze auf den Turm der Innenstadtkirche gehievt. Lücker gibt zu: "Ich bin ein bisschen nervös." Schließlich ist es für ihn das erste Mal, dass er ein Kirchenkreuz weihen darf - und dann auch noch während der Messe zum Gedenken des Patrons St. Dionysius.

In seiner Predigt zieht er Parallelen zwischen der Vergangenheit und Gegenwart. Vor 116 Jahren, am 7. Oktober 1894, war der imposante Kirchturm fertiggestellt. Politiker und Katholiken wollten damals, dass die Dionysius-Kirche als Mittelpunkt einer florierenden Stadt "repräsentativ" aussieht. "Es scheint so zu sein, dass sich Menschen mit etwas identifizieren, das herausragt und von Weitem zu sehen ist." Türme seien Zeichen der Selbstdarstellung - "ökonomisch, sozial und psychologisch". Das sehe man auch an der hitzig geführten Minarett-Debatte.

Doch heute müsse die 1,4 Millionen Euro teure Wiedererrichtung des "Krefelder Wahrzeichens", die zur Hälfte über Spenden finanziert wurde, anders interpretiert werden: "Der Turm soll den Betrachter hinweisen auf die Menschen, die in dieser Stadt leben, und auf ihr soziales Engagement." Die finanzielle Unterstützung der Krefelder für ihre City-Kirche ist in der Urkunde erwähnt, die in der vergoldeten Kugel unterhalb des Kreuzes für die Nachwelt verstaut wird - neben der ersten Urkunde zum Turmbau von 1894 und einer zweiten zur Renovierung im Jahr 1931.

Dass die Dio-Spitze den Krefeldern nicht egal ist, beweist nach der gut besuchten Messe die Menschentraube um die Architekten Thomas und Karl-Heinz Petermann sowie Franz-Joseph Greve, den Vorsitzenden des Fördervereins. Fragen prasseln auf sie ein, das schwarz lackierte, glänzende Kreuz wird fotografiert, angefasst und bewundert. Der kritische Krefelder, den Pfarrer Lücker anfangs erwähnte, scheint in der Minderheit zu sein - das den Reaktionen der Anwesenden zu entnehmen.