Die Stadt ist alarmiert Der Niederschlag reicht für Krefelds Bäume bei weitem nicht aus

Mehr als 2000 Exemplare haben die Trockenschäden in 2019 nicht überlebt. Der Boden ist nur bis maximal 1,20 Meter Tiefe feucht. Das wird negative Folgen haben für den Austrieb im Frühjahr. Die Stadt ist alarmiert.

Markus Gottschalk vom Kommunalbetrieb wässerte im Sommer mithilfe eines Tankwagens Jungbäume.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Die Tage sind derzeit zum größten Teil Grau in Grau und – gefühlt – hat es allein den gesamten Januar geregnet. Nach den vergangenen beiden Dürre-Jahren scheint der Boden feucht zu sein, mögliche Gefahren für Krefelds Bäume zunächst gebannt. 759 Millimeter (oder 759 Liter pro Quadratmeter) Niederschlag im vergangenen Jahr hat der Kommunalbetrieb vor kurzem gemeldet. Mit der Aussage, dass diese Menge ziemlich genau im Durchschnitt der vergangenen 55 Jahre läge, hat er nur scheinbar beruhigt. Entscheidend für die Vegetation ist nicht allein die Niederschlagsmenge, sondern die im Boden durchgängig zur Verfügung stehende Feuchtigkeit. „Wir mussten im vergangenen Jahr erstmals unsere Blutbuchen aus dem Jahr 1875 per Schlauch wässern, weil es viel zu trocken war“, sagt Katja Leendertz vom Heilmannshof, deren Familie den Landschaftspark seit Generationen hegt und pflegt.

Bäume dieses Alters sind sehr tief verwurzelt und ziehen normalerweise Wasser aus tieferen Schichten. „Die Böden sind immer noch viel zu trocken“, sagen das zuständige Landesamt für Umwelt (LANUV) sowie Andreas Marx vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung. Das veröffentlicht im Internet täglich flächendeckende Informationen zum Bodenfeuchtezustand in einem Dürremonitor (siehe https://bit.ly/31df6Hx). Danach hat bislang nur der obere Meter des Erdreichs Niederschlag abbekommen. Darunter zerbrösele der Boden trocken zwischen den Fingern.

Katja Leendertz beobachtet das auch. „Bei uns sind es derzeit 1,20 Meter Feuchte im Boden, weil wir in Traar einen hohen Grundwasserspiegel haben.“ Dass im Durchschnitt die gleiche Niederschlagsmenge im vergangenen Jahr runter gekommen sei wie in den Jahren zuvor, verneint sie. „Nach unseren Messungen hatten wir 2018 ein Defizit von 250 Millimetern (250 Liter pro Quadratmeter) und in 2019 fehlten bis Oktober immer noch 200 Millimeter.“

Die Bäume in Krefeld haben darunter gelitten. „Das liegt daran, dass die Bäume in dem sehr heißen Monat Juli 2018, mit Temperaturen von über 40 Grad, fast ohne Niederschlag auskommen mussten“, erklären die Fachleute des Kommunalbetriebes Krefeld (KBK). Bei hohen Temperaturen ist die Verdunstung viermal so hoch wie bei 20 Grad Celsius. Die folgenden Monate in 2018 und 2019 konnten den Mangel nicht ausgleichen.

„Erschwerend kam hinzu, dass die Monate des Austriebs im Frühjahr 2019 ebenfalls sehr geringe Niederschlagsmengen verzeichneten. Dadurch kam es in dieser für Bäume und Sträucher extrem wichtigen Phase, erneut zu Unterversorgung mit Wasser und ein vitales Anschlagen der Bäume war kaum möglich“, ergänzt der KBK zur aktuellen Lage.

1704 Stadtbäume mussten 2019 in Folge von Trockenschäden und auch Pilzbefall – wegen der geschwächten Abwehr – gefällt werden. Im Frühjahr 2020 müssen noch etwa 335 Bäume aus Sicherheitsgründen gefällt werden, davon allein 241 Straßenbäume.