Derya wegen 30 Euro getötet?

Ex-Freundin belastet Sebastian S. vor dem Schwurgericht.

Krefeld. Warnzeichen in der verhängnisvollen Beziehung zwischen der 18-jährigen Derya E. und dem damals 24-jährigen Sebastian S. hat es mehrere gegeben. In den nur fünf Monaten seit dem Umzug von Rheinland-Pfalz nach Krefeld musste die Polizei zweimal in der gemeinsamen Wohnung an der Oppumer Straße eingreifen und dem 24-Jährigen ein Hausverbot erteilen, nachdem die Fetzen geflogen waren: Im November 2009 und im Januar dieses Jahres, knapp drei Monate, bevor der Adoptivsohn eines Arztehepaares aus der Nähe von Koblenz die junge Frau mit einem Antennenkabel erdrosselte (die WZ berichtete).

Noch am Dienstag vor dem tödlichen Streit, so berichtete Sylvia E. (40), die in Krefeld lebende Mutter des Opfers, sei sie mit ihrer Tochter spazieren gegangen und habe gesagt: "Der Junge macht dich noch kaputt." Anders als in einer früheren Vernehmung behauptet die Mutter im Zeugenstand: "Sexuell ist da nichts gewesen.

Sie hatte ihren Freund in Duisburg. Wegen dem ist sie nach Krefeld gezogen." Mit Sebastian habe sie nur die Wohnung geteilt und sich auf den Auszug am 1. April gefreut. Im letzten Streit zwischen Derya und Sebastian sei es wohl um 30 Euro gegangen, die sie ihm gestohlen haben sollte.

In den Akten allerdings finden sich etliche Namen von jungen Männern, mit denen die junge Frau Beziehungen gepflegt haben soll. Ein Freund des Angeklagten aus Koblenz sagt aus, 14 Tage vor dem Umzug nach Krefeld mit Derya im Bett gewesen zu sein - er sei aber nicht von Sebastian S. erwischt worden, wie dieser behauptet: "Die Tür war abgeschlossen."

Bis zur Trennung von seiner ersten Frau, die 2006 nach Krefeld gezogen ist, habe seine Tochter eine normale Entwicklung genommen, sagt der Vater. 2005 seien erstmals Schnittverletzungen festgestellt worden, die sich Derya selbst beigebracht hatte.

Der Angeklagte hatte zu Prozessbeginn beteuert, Freundinnen nie zuvor gewürgt zu haben. Eine 23-jährige Studentin aus Wiesbaden, sagte jedoch, Sebastian S. habe mehrmals die Hände um ihren Hals gelegt: "Einmal habe ich gedacht, ich würde sterben."

Der Prozess wird am 19. Juli fortgesetzt.