Die Blindenspur führt Menschen in die Irre

Die Rillenlinien sollen eine Orientierungshilfe für Sehbehinderte sein. Doch sie enden häufig im Nirgendwo.

Foto: DJ

Krefeld. Die Blinden und Sehbehinderten in Krefeld sind sehr enttäuscht. Ihre Leitspur auf dem neu gestalteten Ostwall ist für sie nicht überall hilfreich, sondern bietet an einigen Stellen sogar Gefahrenpotenzial durch darauf abgestellte Gegenstände.

Dies schrieb die WZ vor ziemlich genau fünf Jahren. Seitdem hat sich an der Situation und an der Rillenlinie, die diesen Menschen als Orientierungshilfe durch die Stadt dient, nicht viel geändert. Es geht sogar noch schlimmer: An der Rheinstraße und am Ostwall verläuft die Spur einmal im Zickzack, verliert sich durch einen eingelassenen Gullydeckel oder Eisenrost, knickt unplanmäßig ab oder endet gar im Nirgendwo.

Die UWG-Ratsgruppe stellte bereits Ende Januar fest, wie planlos die „Blindenspur“ durch die Innenstadt verlaufe und stellte einen Antrag an den Bauausschuss. „Menschen mit Sehbehinderung sind auf sich allein gestellt und irren durch die Innenstadt, wenn sie der verlegten ,Blindenspur‘ folgen möchten. Sind Sehbehinderte in der Stadt nicht willkommen?“, fragte die Gruppe.

Die Rillen endeten im Nirgendwo, schreiben sie weiter und fragen. „Welche Firmen werden damit beauftragt, die scheinbar keine Ahnung haben, was sie dort verlegen?“ Und: „Hat die Stadt Krefeld keinen Einfluss auf die Auswahl der Firmen und wer überprüft die Arbeit, damit Mängel dieser Art nicht mehr passieren?“

Auch die Sozialdemokraten schickten jetzt Fotos mit den Missständen in Sachen Blindenspur von den neu verlegten Platten an der Kreuzung Ostwall/Rheinstraße. Anke Drießen-Seeger (SPD), sie sitzt in der Bezirksvertretung Mitte, sagt: „Die Details in der Planung sind fehlerhaft.“

Doris Nottebohm ist Sprecherin des Arbeitskreises der Sachverständigen für Behindertenfragen unter dem Dach des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes in Krefeld. Sie erklärt, dass es leider kein Geld gebe in Krefeld für eine Komplettmaßnahme, die hätten auch die wenigsten Städte. „Jedes Stück Blindenspur, das wir dazubekommen, ist hilfreich. Es werden leider nur die Bereiche angepasst, die erneuert werden.“

Für die städtische Seite sagt Sprecher Manuel Kölker zu den Blindenspuren: „Die städtische Bauleiterin ist erkrankt und steht aktuell daher für Auskünfte nicht zur Verfügung. Nach ihrer Genesung und Rückkehr soll es einen Ortstermin mit Bauverantwortlichen und Behinderten-Vertretern geben um zu prüfen, ob alles richtig gebaut wurde und gegebenenfalls Verbesserungen nötig werden.“