Die Frau, die mit dem Traktor kam

Konzertsängerin wollte sie einst werden. Doch dann änderte sie ihre Meinung. Nach 27 Jahren geht Direktorin Petra Maasen-Grotepaß nun in den Ruhestand.

Die Frau, die mit dem Traktor kam
Foto: Andreas Bischof

Einmal, daran erinnern sich noch alle Lehrer der Franz-Stollwerck-Förderschule ganz genau, einmal ist ihre Direktorin, Petra Maasen-Grotepaß, mit einem Traktor zur Schule gekommen. Nicht ungewöhnlich, schließlich ist Maasen-Grotepaß mit einem Landwirt verheiratet gewesen. Und trotzdem schlug ihr Herz vor allem für eines: ihre Schüler.

Vielleicht war der Weg für Maasen-Grotepaß schon früh vorgezeichnet, so mutmaßt zumindest Oberbürgermeister Frank Meyer, denn schließlich habe Maasen-Grotepaß als Älteste von fünf Kindern schon früh viel Verantwortung übernommen. „Einer gewissen pädagogischen Neigung wurde da vielleicht schon der Weg geebnet.“ Für das Kind einer Arbeiterfamilie ging es aufs Gymnasium, was nicht selbstverständlich zu der damaligen Zeit war.

Doch Maasen-Grotepaß wurde nicht nur schulisch gefördert, sondern auch musikalisch. Schon früh entwickelte sich ihre Liebe zur Musik, aufgrund der sie auch kurzzeitig überlegte, Konzertsängerin zu werden. Letzten Endes studierte sie dann zwar Musik, aber auf Lehramt für die Förderschule.

Die Musik blieb aber immer im Herzen der Musikerin. Sie suchte immer nach einem Weg, alle an der Musik teilhaben zu lassen und studierte deshalb in Köln den Schwerpunkt Musik auch für Schwerhörige.

Bei solch großer Passion scheint es nicht verwunderlich, dass auch bei der Abschiedsfeier viele musikalische Beiträge nicht fehlen durften. Die Kinder der Klassen 4a und 4b gaben, nach der Begrüßung durch die Konrektorin, Sabrina Trost, ein afrikanisches Begrüßungslied zum Besten. Unter Einsatz von Rasseln und Trommel erklang „Sali Bonani“ nicht nur von den Kindern, sondern auch von den Erwachsenen, die zum Mitsingen aufgefordert wurden.

Seit 1990 war Maasen-Grotepaß an der Franz-Stollwerck-Förderschule tätig. Für sie waren ihre Schüler immer das Wichtigste, jeder einzelne für sich: „Wir sehen das besondere Kind mit der Annahme seiner besonderen Fähigkeit“, erläutert Maasen-Grotepaß ihre Arbeit. Eine Arbeit, die sie nie als wirkliche Arbeit empfunden, wie Meyer weiß: „Für sie war der Job keine austauschbare Fähigkeit.“

Maasen-Grotepaß hat sich auch neben ihrer beruflichen Tätigkeit für die Kinder eingesetzt. Sie war langjährig im Förderverein und hat, „von jeder Landesregierung, die sie miterlebt hat, immer das Beste für die Kinder mitgenommen und ermöglicht“, sagt Meyer in seiner Ansprache. Nicht weiter verwunderlich, dass die Zeit für ihre geliebte Musik und ihren Hof in Duisburg-Rheinhausen knapp bemessen war. Dem Hof und der Musik will sie sich in Zukunft wieder vermehrt widmen. Und vielleicht kommt sie irgendwann mal wieder zur Frank-Stollwerck-Förderschule gefahren.

Entweder wieder mit dem Traktor oder mit dem BMW Z3, der bis heute unter einer Plane versteckt auf dem heimischen Hof steht. Zeit dafür hat Maasen-Grotepaß jetzt mit Sicherheit.