Krefeld Die große Liebe fand er im Schnee
Alfons Schneider feiert seinen 100. Geburtstag mit acht ehemaligen Lehrlingen. Seit dem Tod seiner Frau lebt er im Altenheim Saassenhof.
Krefeld. 100 Jahre — eine ganz schöne lange Zeit, die Alfons Schneider aber fast komplett festgehalten hat. Der Krefelder hat eine eigene Autobiografie geschrieben, aus der sein Sohn, Rainer Schneider, zur Feier des 100. Geburtstags seines Vaters so einige Anekdoten zum Besten geben kann. Geboren wurde Schneider in Essen. Dort hat er während der Schule auch bereits als Laufbursche bei Krupp gearbeitet, wie Rainer Schneider erzählt: „Direkt danach hat er eine Ausbildung dort gemacht und wurde zum Krupianer.“
Das Leben änderte sich für den heute 100-Jährigen allerdings schlagartig mit Beginn des Zweiten Weltkrieges. „Er wurde eingezogen und musste in eine Kaserne nach Krefeld“, sagt Schneider. Dort lief er auch seiner späteren Frau Mathilde über den Weg, wie Schneider sich schmunzelnd an den Wortlaut aus den Memoiren seines Vaters erinnert: „Es herrschten Schneeverwehungen und eine junge Frau stolperte. Ich sagte dann zu ihr, ‚hoppla, junge Dame’“, zitiert der Sohn seinen Vater.
Bei dieser einmaligen Begegnung sollte es aber erst mal bleiben. Mathilde ging ihm aber nicht mehr aus dem Kopf und er begab sich auf die Suche nach ihr. Nachdem er sie wiedergefunden hat, heirateten beide 1947 und Schneider fasste in Krefeld Fuß. Nach dem Krieg machte er seinen Meister und war im Anschluss zeit seines Arbeitslebens als Ausbilder tätig: „Das war für ihn viel mehr eine Berufung, denn ein Beruf“, sagt Rainer Schneider. Deshalb freute sich der Sohn auch sehr, als ihn drei der ehemaligen Lehrlinge seines Vaters im Januar dieses Jahres ausfindig machten: „Sie wollten wissen, ob es Alfons Schneider noch gibt, denn sie hatten nur gute Erinnerungen an die Ausbildungszeit“, sagt Schneider.
In der Tat wurde ein Treffen arrangiert. Allerdings konnten die drei ehemaligen Lehrlinge, im Alter von 75 bis 82 Jahren noch fünf weitere Ex-Lehrlinge von Schneider ausfindig machen, die ebenfalls zum 100. Geburtstag kamen. Für den Sohn nicht nur ein Zeichen der Anerkennung, sondern auch der Bestätigung, dass sein Vater den Job geliebt hat: „Er hat sie nicht einfach nur ausgebildet, sondern immer versucht zu motivieren.“
Seit 2013 lebt Alfons Schneider nun im Altenheim Saassenhof. Für ihn war es keine große Umstellung, da er bis dahin im Haus gegenüber gelebt hatte und bereits über längere Zeit mit seiner Frau zum Mittagessen ins Altenheim ging: „Mein Vater war mit im Förderverein für das Altenheim und hat sich dafür eingesetzt“, so der Sohn.
Gern erinnert er sich an die Zeit, als beide Eltern im Ruhestand waren. „Sie hatten einen Schrebergarten und haben dort viel Zeit verbracht.“ Für seine Mathilde ist Alfons Schneider noch lange Auto gefahren, „damit er sie zum Schrebergarten bringen kann.“ Nachdem sie 2010 verstorben ist, wurde es irgendwann Zeit, dass Alfons Schneider feststellte: „Ich gehe jetzt komplett rüber.“
Mit rüber meinte er, in den Saassenhof. Dort, wo er auch heute noch glücklich lebt und seinen 100. Geburtstag im Kreise seiner Familie und seinen Lehrlingen feiert.