Sport Kraft und Probleme des Sports
Krefeld · Auf seinem Neujahrsempfang spricht Oberbürgermeister Frank Meyer über den Sanierungsbedarf der Sportstätten.
Wenn Christian Ehrhoff eingeladen ist, geht es weniger um Kochkünste denn um realen Sport. Der Pinguine-Meisterspieler war der prominenteste Vertreter des Krefelder Sports an diesem Abend: Olympisches Silber 2018 hat er gewonnen, im Zenit seiner Karriere, Deutscher Meister mit den Pinguinen 2003 zum Start dergleichen. Ehrhoff gehörte neben den Eishockeyprofis Daniel Pietta und Martin Schymaninski und vielen anderen zu den rund 200 Gästen – auch aus dem Breitensport, ob vom Hockey, Fußball, Handball oder dem Eissport – beim Neujahrsempfang der Stadt Krefeld im Stadtwaldhaus. Dabei forderte Oberbürgermeister Frank Meyer ein Plädoyer für mehr positive Identität mit Krefeld, die Möglichkeit für eine Stadtgemeinschaft, für wichtige Standortfaktoren und Richtungsentscheidungen ein. Und bezog sich dabei intensiv auf den Sport. „In einer Zeit, in der unsere Gesellschaft politisch und sozial auseinander driftet, bietet der Sport die Chance einer geschlossenen Identifikation: Hinter erfolgreichen Sportlern und Mannschaften können die Menschen sich versammeln, erleben sich als Fangemeinde, aber auch als Stadtgemeinschaft.“
Die „gesunde Mischung“ an Sportarten mache Krefeld als Sportstadt aus, sagte Meyer, zählte „ohne Anspruch auf Vollständigkeit“ nach Eishockey und Fußball, der wieder eine stärkere Rolle spiele, auch die Hockey-Erfolge des CHTC, das Potenzial der HSG-Handballer, das Tennis bei BW Krefeld und die Ruder- und Ringer-Siege auch bei den Olympischen Spielen auf.
„Integrative Kraft“ tagtäglich
an den Sportstätten zu erleben
„Naturgemäß ist es solcher Spitzensport, der die höchste Aufmerksamkeit bekommt, doch der Breitensport ist in unserer Stadt mindestens ebenso bedeutsam“, sagte der OB. „Auf jeden großen Moment im Fußballstadion, in der Yayla-Arena oder bei Olympia kommen hunderte kleiner Momente in den Turnhallen unserer Stadt, auf Bolzplätzen, in Schwimmbecken und auf Leichtathletik-Anlagen – und für diejenigen, die einen solchen Moment erleben, fühlt er sich meist gar nicht so klein an.“ 210 Vereine sind im Stadtsportbund organisiert, mit einem Angebot von mehr als 100 Sportarten – rein rechnerisch ist fast jeder dritte Krefelder in einem Sportverein aktiv. Sport sei für viele ein fester Bestandteil des Alltags.
Tag für Tag sei an den Sportstätten die „integrative Kraft“ des Sports zu erleben. „An kaum einem anderen Ort in unserer Gesellschaft ist es so egal, ob der Stürmer, der meine Mannschaft gerade in Führung geschossen hat, Jonas heißt oder Ahmed, in Bockum wohnt oder Schicksbaum, ob der Vater Bankdirektor ist oder Busfahrer.“ Man müsse aber ehrlich eingestehen, schränkte Meyer ein, „wer die Bedeutung des Sports in Krefeld in Beziehung setzt zum Zustand vieler Sportanlagen, der stellt ein deutliches Missverhältnis fest“.
Meyer schien den Sportlern und Funktionären aus dem Herzen zu sprechen. Applaus aus dem Publikum, Ehrhoff sagte später: „Ich bin beeindruckt von Herrn Meyer, wie er redet und spricht. Er hat die Probleme angesprochen, wenn sie jetzt angepackt werden, ist es gut.“
Es gebe einen „hohen Sanierungsbedarf, sagte Meyer, bei Turnhallen, Sportplätzen, Umkleiden, Sanitäranlagen und vielem mehr. „Ich scheue mich nicht davor, das offen zu sagen – es wird höchste Zeit für eine ehrliche Bestandsaufnahme“. Die Sportstättenkommission aus Vertretern der Verwaltung, Politik, Vereinen, Stadtsportbund und Sportjugend werde abschätzen, „wo künftig die Schwerpunkte des Vereins- und Breitensports liegen werden“, und Prioritäten entwickeln.
Die Stadt schwimme nicht im Geld, habe sich seit 2015 aber mehr finanzielle Bewegungsfreiheit erarbeitet. Als Sportstadt werde man „Richtungsentscheidungen treffen müssen“. Die Grotenburg werde fit gemacht für die 3. Liga. Meyer: „Doch was, wenn es künftig nach oben geht? Für diesen Fall werden wir mit dem Verein eine faire und vernünftige Regelung finden müssen – darüber gibt es bereits intensive Gespräche.“ Beim Zustand des Badezentrums sei die Frage: „Wollen wir es sanieren? Oder wagen wir uns an einen Neubau?“ Man werde Entscheidungen nicht nur für die Großprojekte treffen müssen, sondern auch für viele Bezirkssportanlagen. „Wir haben jede Menge Arbeit vor uns.“ Und: „Sollten die Olympischen Spiele 2032 wirklich in unserer Region stattfinden, dann sind unsere künftigen Leistungsträger heute etwa fünf bis 15 Jahre alt – dann wäre es großartig, wenn wir ihnen schon jetzt Bedingungen bieten könnten, in denen sich ihre Fähigkeiten und Talente bestens entwickeln.“ Bis dahin ist es noch viel Arbeit. Begonnen werden soll damit 2019.