Werkstatt Die Liebe zum Werkzeug

Ayad Keret Shamo hat nach seiner Flucht aus dem Irak Jahre auf sein Aufenthaltsrecht gewartet. Erst jetzt darf er Deutsch lernen und hier arbeiten.

Werkstatt: Die Liebe zum Werkzeug
Foto: Andreas Bischof

Krefeld. 2010 ist der Nordiraker Ayad Keret Shamo nach Deutschland geflohen: „Es gab zwar Arbeit bei uns, aber ganz viele andere Probleme. Deswegen bin ich mit meiner Familie nach Europa geflohen“, erzählt er. Diese Probleme seien vor allem religiöser Natur. Das weiß auch Klaus Klinkhammer, der Keret Shamo im Café Sarah kennengelernt hat und ihm seither bei vielen alltäglichen Dingen hilft: „Ayad und seine Familie sind Jesiden und wurden deswegen verfolgt. Viele seiner Landsmänner, die der gleichen Religion angehören, wurden umgebracht oder missbraucht“, erzählt Klinkhammer. „Ayad ist gerade mit seinem Leben davongekommen.“

Als Keret Shamo nach Deutschland kam, sprach er kein Wort Deutsch. Weil er fünf Jahre lang keine Aufenthaltsgenehmigung bekam, konnte er auch an keinem Deutschkurs teilnehmen — und nicht arbeiten gehen: „Ich wollte so gerne arbeiten, aber ich durfte nicht“, berichtet Keret Shamo. Im vergangenen Jahr bekam er endlich eine Aufenthaltsgenehmigung und konnte beginnen, Deutsch zu lernen: „Ich bin immer im Café Sarah gewesen, um dort mit anderen Leuten zu sprechen und die Sprache zu lernen“, sagt Keret Shamo.

Ayad Keret Shamo bekam nach seiner Flucht aus dem Irak nach Krefeld lange keine Aufenthalts- genehmigung

Er hat die Chance im Café Sarah nicht nur genutzt, um seine Sprachkenntnisse zu verbessern, sondern auch, um nach einer Arbeit zu suchen. Klaus Klinkhammers Frau Ute brachte Keret Shamo dann im Café auf die Idee, bei der Initiative Anstoß anzufangen: „Ich habe ihr erzählt, dass ich eine Arbeit suche und gerne in einer Werkstatt helfen würde“, sagt Keret Shamo, der bereits in seiner Heimat immer viel repariert hat.

Im vergangenen Mai war Keret Shamo der erste Flüchtling, der bei Anstoß arbeitet. Markus Lechner, Geschäftsführer von Anstoß, ist mit Keret Shamos Arbeit sehr zufrieden. „Wenn ich anfangs etwas nicht wusste, habe ich einfach die anderen gefragt“, erzählt der Nordiraker, der mit glänzenden Augen gesteht: „Ich mag es einfach, mit Werkzeugen zu arbeiten.“

Mittlerweile lernt Keret Shamo bereits Deutsch auf der Stufe B1 und macht zusätzlich seinen Führerschein: „Er ist im Irak zwar bereits Auto gefahren, aber das wird hier nicht anerkannt“, erklärt Klinkhammer. Wegen des vielen Lernens für die Prüfung fehlt Keret Shamo im Moment die Zeit, um für Anstoß Fahrräder zu reparieren: „Ich habe sehr viele Termine und muss die Sprache richtig lernen, deswegen arbeite ich zurzeit nicht mehr bei Anstoß“, bedauert Keret Shamo. Für seine Zukunft hat der ehrgeizige Nordiraker Pläne: „Wenn ich irgendwann genug Geld habe, würde ich auch gerne eine Werkstatt eröffnen“, so Keret Shamo.