Krefeld Die Neumanns aus Krefeld gehen auf Weltreise

Zunächst mit dem „Kitty-Mobil“ und später ab Bulgarien mit ihren beiden Enduros will das Krefelder Ehepaar fremde Länder erkunden. Ein Abstecher zur Fußball-WM ist auch geplant.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Das Wichtigste bei einer Reise ist nicht die Planung, sondern das Losfahren. Diese Erkenntnis hat Silke Neumann auf ihren weiten Reisen mit dem Motorrad schon früh gewonnen - und teilt sie mit ihrem Ehemann Jan. Der ist ein ebenso begeisterter Motorrad-Fahrer wie sie und ist 2010/2011 in nur 20 Monaten mit seiner Maschine das erste Mal um die Welt gereist. Ihre Hochzeitsreise führte sie im Winter 2016/2017 ans eisige Nordkap. Wieder zurück stand für sie fest, gemeinsam auf Weltreise zu gehen. Jetzt haben sie ihren Plan in die Tat umgesetzt.

Nur wenige Tage bevor es mit ihrem gelben „Kitty-Mobil“, ein ehemaliger Postbus, losgeht, ist noch Zeit für einen gemeinsamen ausgiebigen Kaffee. Ihre Wohnung haben sie gekündigt, das Meiste ihres Besitzes verkauft und verschenkt. „Das Gepäck haben wir per Kurier schon ins Motocamp Bulgaria geschickt“, erzählt Jan Neumann.

Das Motocamp in Idilevo ist Anlaufpunkt für Biker aus der ganzen Welt und liegt nur einen Kilometer von der Hauptstraße zwischen Sofia und Varna entfernt. „Seit zwei Jahren stehen dort in der großen Scheune unsere Motorräder unter“, sagt Silke Neumann. Per günstigem Flug von Dortmund nach Sofia und zurück haben die beiden seither an verlängerten Wochenenden dort schon etliche Ausflüge bis nach Griechenland runter unternommen.

Doch bis sie sich diesmal auf ihre beiden Enduros schwingen, werden wohl noch sechs Wochen vergehen. „Zunächst fahren wir noch zu unseren ganzen Freunden und verabschieden uns von ihnen“, sagt das Paar. Zuerst waren sie eine Woche auf Gran Canaria und zuletzt paar Tage in Dänemark. Von da aus geht es mit dem Kitty-Mobil, ihrem rollenden Zuhause, über Österreich, Slowenien, Kroatien, Montenegro, Albanien und Mazedonien Richtung Bulgarien. „Wie lang das dauert, ist vom dortigen Wetter abhängig.“ Spielt das herbeigesehnte, milde Frühlingswetter nicht mit, fährt das Paar zunächst weiter nach Griechenland.

Bevor sie mit ihren Motorrädern endlich losfahren können, wollen sie im Motocamp Bulgaria noch einiges schweißen an den Maschinen. „Ich brauche noch einen Öl-Kühler, Jan einen Gepäckträger“, sagt Silke Neumann. Wie ihrem alten Postbus hat das Paar auch ihren zwei Enduros Namen verpasst. Pet heißt die Suzuki DR350S (Baujahr 1993) von Silke, Oskar die Suzuki DR650RSE (Baujahr 1996) von Jan Neumann. Das Kitty-Mobil wird als ihr „Back-up“ in Idilevo stehen bleiben: „Für den Fall, dass wir aus familiären Gründen zurück nach Deutschland müssen.“

Das erste Ziel ihrer Weltreise wird der Kaukasus sein. Wie sie dorthin fahren, steht noch nicht in Gänze fest. „Das ist wetterabhängig“, sagt Silke Neumann und lacht. Dabei sind die beiden doch längst Wetter erprobt.

Silke und Jan Neumann Weltreisende

Die erste angedachte Route führt sie südlich quer durch die Türkei, wenn das Wetter schlecht ist geht es mit der Fähre übers Schwarze Meer, die dritte Variante führt sie nördlich über die Ukraine ans Ziel. „Im Juni sind wir dann hoffentlich im WM-Gastgeberland Russland; wir haben nämlich Karten für die Fußball-Weltmeisterschaft“, erzählen die Beiden, die sich dort mit einem Freund aus den USA treffen wollen.

Nach der WM geht es zurück in den Kaukasus. „Dort wollen wir den ganzen Sommer über bleiben“, erzählt Silke Neuhausen. Wenn es dort kälter wird, wollen sie in den Iran und weiter in die Vereinigten Arabischen Emirate nach Dubai. „Von dort fliegen wir Anfang 2019 zunächst zurück nach Sofia und fahren mit dem Bus zurück nach Deutschland, weil wir versprochen haben, zur Goldhochzeit meiner Eltern zu kommen“, berichtet Jan Neumann.

„Wie wir dann neu einsetzen, wissen wir derzeit noch nicht“, sagt Silke Neumann. Sie wollen eigentlich mit ihren Motorrädern durch das streng konservative Saudi Arabien — und hoffen nach der vom König angekündigten Aufhebung des Fahrverbots für Frauen, dass Silke Neumann als ausländische Frau dort auf einem Motorrad auf den öffentlichen Straßen fahren darf. „Ansonsten fahren wir zurück in den Iran Richtung Mongolei.“

Die weit verbreitete Annahme, dass man für eine Weltreise viel Geld ausgeben müsse, entkräften die beiden. „Wer um die Welt reist, einfach isst und übernachtet hat nicht dieselben Kosten wie zu Hause“, lautet ihre Erfahrung. Noch kurz vor ihrer Abreise haben sie den Bericht von Weltreisenden gelesen, die mit einer Summe von 730 Euro alle Kontinente bereist haben.

Die beiden Krefelder haben da schon etwas mehr angespart — und einen Plan„Wir wollen bei der Pistazienernte im Iran ebenso mitarbeiten wie zum Beispiel bei der Olivenernte in der Türkei — und das gegen Kost und Logis“, erzählt Silke Neumann. So könne man auch Land und Leute von einer anderen als der touristischen Seite aus kennenlernen.

Ihre Eindrücke und Erfahrungen werden sie — so wie bereits bei ihrer Eisreise ans Nordkap — wieder in ihrem Reiseblog auf ihrer Internetseite „TraveLove“ publizieren und in festen Rubriken wie zum Beispiel im DirtBiker-Magazin, für das Silke Neumann schon lange fest schreibt. „Da kommt schon ein guter Grundstock zusammen“, sagt die 41-Jährige. Damit sie ihre Rubriken, Reiseberichte und Videos auch ins Internet hochladen kann, hat sie eine Zwölf-Volt-Campingbatterie mit langem Verlängerungskabel im Gepäck ebenso wie weltweit taugliche Reiseadapter.

Von Zeit zu Zeit werden auch auf der Internetseite der WZ kurze Videos ihrer Reise zu sehen sein. Und spätestens im Januar 2019, bei ihrem kurzen Abstecher nach Krefeld, gibt es dann ein persönliches Wiedersehen.