Interview Die Pappköpp suchen Nachwuchs

Im WZ-Gespräch erklärt Manfred Coelen, warum Mundart keine Voraussetzung fürs Mitmachen in der Theatergruppe ist.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Wenn es um Krefeld geht, seine Geburts- und Heimatstadt, fällt Manfred Coelen immer etwas ein. Bei ihm geht es dann nicht nur um Krefeld, sondern ganz besonders um das „Krieewelsch“. Denn der heute 78-Jährige spricht am liebsten in der gemütlichen Mundart. Der sportbegeisterte Autor hatte bislang in seinen Büchern so manche Episödchen aus der keineswegs immer guten und alten Zeit zum Besten gegeben, gehörte auch 1978 mit dazu, als sich das Mundart-Marionettentheater der „Krieewelsche Pappköpp“ gründete. Manfred Coelen schreibt auch heute noch regelmäßig Mundart-Kolumnen in der WZ. Ihm liegt das Fortbestehen des Pappköpp-Theaters auf lange Sicht besonders am Herzen. Deshalb wünscht er sich weiterhin Nachwuchs für das Ensemble, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung erklärt.

Herr Coelen, wie kamen Sie und andere vor nunmehr 39 Jahren auf die Idee, die „Pappköpp“ Geschichten erzählen zu lassen?

Manfred Coelen: Die Idee wurde im Krefelder „Jazzkeller“ geboren. Der damalige Wirt Karl-Heinz Boves und sein Freund Ralf Kochann hatten sich damals im Stadttheater das Gastspiel des tschechischen Puppentheaters „Hurvinek und Spejbl“ angeschaut. Sie waren davon fasziniert, und Boves meinte: „So etwas können wir doch auch, mit Marionetten und in Krefelder Mundart.“ Kochann war bereits mit seiner Marionette „Drickes“ vor Publikum aufgetreten. Schnell waren acht Personen gefunden. Mein Bruder Werner brachte mich in die Gruppe.

Wenn Sie mal zurückblicken: Was waren für Sie als Marionettenspieler bisher die Highlights. Ich gehe mal davon aus, dass Sie auch mit die Drehbücher geschrieben haben: in welcher Rolle haben Sie sich selbst besonders wohlgefühlt?

Coelen: Es war wohl mehr Zufall, aber ich hatte das große Glück, von Beginn an unserem Protagonisten „Matthes“ die Stimme geben zu dürfen. Für unser erstes Programm hatte ich als Beitrag einen Dialog zwischen ihm und seinem Freund „Schäng“ (gesprochen von Paul Spaetgens) geschrieben. In „Dat Footballspieel“ wurde das Match zwischen den „Kellergeiern“ und den „Linken Socken“ auf der Stadtwaldwiese erzählt. In dem legendären Spiel hatten einige Monate vorher neben mir noch weitere spätere Pappköpp gestanden. Matthes & Schäng wurden zu einer Art Aushängeschild für unser Theater.

Wie stark war Ihr Ensemble zur besten Zeit? Wer ist wie Sie schon sehr lange dabei?

Coelen: Wir starteten damals mit zwei Frauen und acht Männern. Es kam zwar im Laufe der Zeit zu kleineren personellen Veränderungen, aber der Kern blieb doch über zehn Jahre zusammen. Heute besteht unser Ensemble aus vier Frauen und zehn Männern. Aus dem Gründungsteam sind außer mir heute noch Ralf Kochann und Christel Loos dabei.

Wie hoch ist heute das Durchschnittsalter?

Coelen: Unser Durchschnittsalter beträgt 63 Jahre. Dabei drücken unsere vier Jüngsten den Schnitt nach unten. Udo Heikaus und Volker Matter sind 51, und die Zwei aus unserem „Kindergarten“, Vanessa Feld und Patrick Biallas, sind beide 39 Jahre alt. Wir arbeiten daran, weiter jüngere Krefelder in unsere Reihen zu holen.

Spielen bei Ihnen auch Familienmitglieder in der zweiten Generation mit?

Coelen: Nein, das hat sich bei uns leider nicht realisieren lassen.

Aber Sie machen doch mit Ihrer Crew weiter, arbeiten doch sicherlich gerade wieder am neuen Programm für die nächste Spielzeit ? Oder? Wann kann man Sie mit welchem Stück wieder erleben?

Coelen: Ja, natürlich machen wir weiter. Unsere Vorstellungen sind nicht umsonst seit jeher immer ausverkauft. Das Interesse an unseren Darbietungen ist weiterhin ungebrochen. Deshalb bemühen wir uns ja auch, durch eine weitere Verjüngung unseres Ensembles, den Status zu halten. Zur Zeit bereiten wir unsere Spielzeit 2017/2018 vor, die mit der Premiere am 18. November beginnt. Den Titel unseres Programms möchten wir jetzt noch nicht verraten. Der Vorverkauf findet am 16. und am 18. September in unserem Theater statt.

Wie viele Akteure brauchen Sie, damit die „Krieewelsche Pappköpp“ auch in den Jahren des 40- oder 50-jährigen Bestehens im kulturellen Veranstaltungskalender der Seidenstadt eine feste Größe sind?

Coelen: Wir möchten verstärkt jüngere Leute in unsere Reihen holen, da aus Altersgründen abzusehen ist, dass einige unserer Akteure in den nächsten Jahren ausscheiden werden. Wir haben mit unserem Theater auf der Peter-Lauten-Straße ein kulturelles Kleinod in Krefelds Westen geschaffen, und das möchten wir auf lange Sicht erhalten. Ich möchte deshalb alle aufrufen, die Spaß am Mitmachen in einer lustigen Theatergruppe haben, sich unverbindlich bei uns zu melden. Wir werden dann alle Interessenten zu einem „Tag der Offenen Tür“ einladen, damit sie sich in unserem Theater und mit unseren Ensemblemitgliedern ein Bild über unsere kulturelle Arbeit machen können. Und eines verspreche ich: Wer be os mötmäckt, krett jarantiert Ferkesfreud!

Sind für neue Mitglieder eigentlich Vorkenntnisse erforderlich?

Coelen: Es wäre zwar hilfreich, wenn die Interessenten des Krieewelsch Platt mächtig sind, das ist aber nicht Bedingung für den Einstieg in unser Ensemble. Da bei uns das Marionettenspiel und das Sprechen der Akteure an den Fäden getrennt ist, gibt es genügend Spielraum für das Mitmachen auch ohne krieewelsche Verbalkünste. Außerdem brauchen wir auch Leute für die Theatertechnik.

Wie lange machen Sie noch weiter? Werden Sie außerdem noch einmal als heimatkundlicher Autor in Erscheinung treten?

Coelen: Och, ich möchte schon noch ein paar Jahre bei uns mitmachen. Ein schöneres Hobby kann ich mir für mich nicht vorstellen. Und meine Autorentätigkeit als Krieewelsch-Platt-Schreiber möchte ich noch so lange es geht ausführen.

krieewelsche-pappkoepp.de