Krefeld Die Partyszene im Wandel
Die Betreiber von Magnapop und Schlachthof erzählen von ihrem Nachtleben-Kiez.
Krefeld. Der Party-Kiez der Seidenstadt liegt im Süden, an der Dießemer Straße. Auf engem Raum liegen hier die Clubs im ehemals so genannten Bermuda-Dreieck beieinander. Mittlerweile sind es aber mehr Clubs als das ursprüngliche Dreiergespann aus Kulturfabrik (Kufa), Schlachthof und Magnapop: Der Techno-Club Microport und der Metal-Laden Asgaard sind in den vergangenen Jahren dazugekommen.
Wie erleben die Betreiber der Kult-Clubs die Szene, wie hat sie sich über die Jahre entwickelt? Das haben wir Emmi Hakenewert, die Betreiberin des Magnapop, und den Inhaber des Schlachthofs, Kolja Amend, gefragt.
„Diese Ecke ist enorm wichtig für die Stadt“, findet Kolja Amend. Er hat das Haus an der Dießemer Straße 9 und den Schlachthof 2009 gekauft. Den Club hat er kernsaniert. „Das war alles im Rohbau-Zustand, nicht mal mehr Elektrizität war vorhanden.“ Seine Idee: eine Lücke in der Partyszene zu schließen. „Ich bin immer viel weggegangen, in Köln, Münster und London. Mir hat da für Krefeld einfach noch etwas urbaner Flair gefehlt, ein bisschen Großstadtdenken.“
Der Schlachthof mit seinem großen Garten hat ein klares Konzept: Freitags wird der allgemeine Partygeschmack auf hohem Niveau bedient, samstags finden besondere Partys mit unterschiedlichen musikalischen Ausrichtungen statt, zum Beispiel die Funkhaus-Europa-Party in Kooperation mit dem WDR. Auch der Garten wird vielseitig genutzt, für Partys, Konzerte, Open Air Kino, Public Viewing und Open Stage Abende.
Emmi Hakenewert ist seit der Gründung des Magnapops vor zwölf Jahren Mitglied des Thekenteams und auch DJane gewesen, im Januar 2013 übernahm sie den Laden mit den vielen Malereien an der Wand. „Die Vielfalt ist das Besondere an der Straße, denke ich. Wir bedienen die Belange der Subkultur. In Sachen Live-Musik, die wir jetzt verstärkt anbieten, setzen wir vor allem auf Metal und Hardcore. Das Publikum dafür gibt es.“
Neben Konzerten, besonders von lokalen Bands, und Partys gibt es hier auch originelle Veranstaltungen wie eine Videospiel-Party, bei der alte Konsolen und Röhrenfernseher aufgestellt werden und nach Herzenslust Spiele wie Super Mario gespielt werden.
„Das Getingel hat zwar schon etwas nachgelassen“, sagt Emmi Hakenewert, da stimmt ihr auch Kolja Amend zu. Woran das liegt, können sich beide nicht erklären. „Trotzdem profitieren wir alle auch in gewisser Weise von den anderen.“ Früher sei es öfter vorgekommen, dass Besucher der einen Party zur nächsten gewechselt hätten. Die Eintrittspreise seien insgesamt teurer geworden als noch vor ein paar Jahren, vielleicht trage das zum zielstrebigeren Partybesuch bei.
Um den Austausch weiter zu fördern, gibt es am 25. Mai die Crew-Love-Party, gemeinsam organisiert von Schlachthof und Magnapop. Dabei können die Besucher beider Läden bei möglichst häufigem Ortswechsel Punkte sammeln, besonders wenn sie sich mit anderen Partygästen zusammentun. Dafür gibt’s dann kleine Extras wie Freigetränke. „Es soll ein lustiger, kommunikativer Abend werden.“
Die Partygäste seien insgesamt anspruchsvoller geworden, findet der Chef des Schlachthofs. „Früher, als ich selber noch Stammgast hier in der Ecke war, hat es gereicht, jedes Wochenende genau die gleiche Playlist von genau dem gleichen DJ wie am Wochenende davor zu spielen, der Laden war trotzdem voll. Heute kann sich das keiner mehr erlauben.“ Und deshalb sei es auch so wichtig, dass man viel Verschiedenes anbietet, wie die Videospiel-Party im Magnapop, oder die Open-Mic-Night im Schlachthof.
Dabei wird an fünf Sonntagen im Sommer die Bühne im Schlachtgarten ab dem Nachmittag für jeden geöffnet, der etwas zu präsentieren hat. „Sei es Musik, Lyrik, Ausdruckstanz, wir sind offen für alles“, sagt Amend und lacht. An dem Abend gibt es dann ein geführtes Programm — und das Konzept kommt gut an.
Eine weitere Veränderung über die Jahre: Die Gäste kommen immer später. „Um 22 Uhr hat hier noch kein Laden auf“, sagt Emmi Hakenewert. Aber auch diese Entwicklung werde man meistern, da sind die beiden Clubbesitzer sich einig.