Gesetzliches Verbot? Schauws fordert Kommission gegen sexistische Werbung

Krefeld. Die Krefelderin Ulle Schauws ist frauenpolitische Sprecherin ihrer grünen Fraktion in Berlin. Sie ist schlichtweg „genervt von sexistischer Werbung“ und hat mit einem kleinen Tweet in eine Riesendebatte eingegriffen.

Ulle Schauws fordert eine neutrale Kommission, die über sexistische Werbung entscheidet.

Der Hintergrund: Bundesjustizminister Heiko Maas will „sexistische Werbung“ künftig verbieten, der Liberale Christian Lindner findet das bevormundend und spießig.

Ulle Schauws findet ein gesetzliches Verbot auch falsch, weil „zu undifferenziert“, hat aber auch die Nase voll. Sexistische Werbung suggeriere, eine Frau sei ebenso wie das beworbene Produkt käuflich erwerbbar. Und es verändere die Selbstwahrnehmung junger Menschen. So zwitschert sie jetzt über den Kurznachrichtendienst Twitter. Und fordert eine neutrale Kommission, die künftig entscheiden solle, ob „die rote Linie überschritten“ sei oder nicht.

Für eine solche Kontrolle gibt es eigentlich den deutschen Werberat. Der aber, so der angedeutete Vorwurf, sei von Lobbyisten aus der Werbeindustrie durchsetzt und daher nicht neutral und in der Handlungsfähigkeit eingeschränkt. Nebenbei bemerkt: In diesem Gremium befinden sich auch Frauen, aber nur „einige wenige“.

Also müsse eine Kommission her, „die als Referenzrahmen die Menschenrechte und Verletzung der Würde des Menschen vorsieht und in Streitfällen Empfehlungen abgeben könnte“.

Diese Kommission könne eine faire Mittlerin zwischen den Interessen beider Seiten sein und zudem bei den werbenden Unternehmen für Klarheit sorgen darüber, wo und wann Grenzen überschritten seien.

Das ist eine der beiden Hauptpunkte, die es in dieser Debatte zu klären gilt. Zum einen die Perspektive: Ist die Bacardi-Werbung schon sexistisch, ist bei der Weihnachtsedition von Müller-Milch die rote Linie überschritten oder dürfen gar Plakate mit nacktem Fleisch und ohne jeglichen Produktbezug werben? Schauws sagt: „Ich bin sicher Feministin und setze mich für Frauenrecht ein, aber eine unangemessene Verbotskultur halte ich für kontraproduktiv.“

Zum anderen: Ist ein staatlich eingerichtetes Zensur-Gremium für Rechtsstreitfälle verfassungskonform? In Böhmermann-Zeiten erfährt der Begriff der Gewaltenteilung ja eine kleine Renaissance. Hier sagt Ulle Schauws: „Ich möchte kein Zensur-Gremium. Per Gesetz etwas zu verbieten, das wäre der Weg von Herrn Maas. Ich möchte schlicht eine neutralere Instanz, in der Bürger, Experten und gern auch die Werbeindustrie Platz finden.“

Liebe Leser, wo und in welcher Form begegnet Ihnen sexistische Werbung in Krefeld? Brauchen wir die von Ulle Schauws beschriebene Kommission oder nicht? Schreiben Sie uns Ihre Meinung an die WZ Krefeld, Rheinstraße 76, 47799 Krefeld oder per Mail an redaktion.krefeld@wz.de.