Die Stadt, der Müll und die Proteste
Vor 25 Jahren ist die Entsorgungsgesellschaft Krefeld gegründet worden, fünf Jahre später die GSAK. Am Sonntag laden beide Unternehmen zum Tag der offenen Tür ein.
Krefeld. Die Ratssitzung vom 14. Juni 1989, die letzte vor der damaligen Sommerpause, ist vermutlich die spektakulärste, die Krefeld bis heute erlebt hat. Letzter Tagesordnungspunkt: die Privatisierung der städtischen Müllverbrennungsanlage an der Parkstraße. Hinter der Debatte zu später Stunde steckte Kalkül: Denn Verwaltungsspitze und Politikern war nach zweijähriger emotionsgeladener Diskussion, nervenaufreibenden Sitzungen und zahlreichen Gutachten klar, dass es zu Demonstrationen durch betroffenes Personal und Privatisierungsgegner kommen würde. Denn viele befürchteten, die Sicherheit, die der öffentliche Dienst bietet, zu verlieren.
Um fünf Minuten vor Mitternacht, punkt 23.55 Uhr, hatte der Rat die Privatisierung mit 44 Ja-Stimmen gegen vier Nein-Stimmen beschlossen. Etliche der Demonstranten hatten um fünf vor Zwölf das Seidenweberhaus bereits verlassen. Mit der Genehmigung der Bezirksregierung stand der Privatisierung der Müllverbrennungsanlage und der Kläranlage nichts mehr im Weg. Am 1. September 1989 nahmen zwei Gesellschaften ihre Arbeit auf: die EGK als Betreiber und die Entsorgungsanlagengesellschaft (EAG) als Eigentümerin der Anlagen.
Um den Beschäftigten die Angst vor Verschlechterung ihrer Verhältnisse zu nehmen, durften sie wählen: Bei der Stadt zu bleiben und an die EGK „entliehen“ zu werden oder auf freiwilliger Basis und mit Garantie des wirtschaftlichen Besitzstandes zur Entsorgungsgesellschaft Krefeld überzuwechseln.
Hintergrund der Privatisierung waren nicht zuletzt die in die Jahre gekommenen Anlagen, die den verschärften gesetzlichen Anforderungen nicht mehr entsprachen. Schon zehn Jahre nach der Privatisierung mussten aufgrund der neuen Grenzwerte 700 Millionen D-Mark an der Parkstraße investiert werden. Krefeld wollte gleichzeitig auch der größte Entsorger der Region sein, hatte aber nicht einkalkuliert, dass auch in der Nachbarschaft neue Anlagen entstanden. Kritiker glauben, dass die Verbrennungsanlage mit einer Jahreskapazität von 340 000 Tonnen Müll zu groß angelegt wurde — und dies zu Lasten der Krefelder Gebührenzahler geht. Mittlerweile kauft die EGK Müll zu Dumpingpreisen zum Beispiel aus Mönchengladbach ein.
Fünf Jahre nach der Geburtsstunde der EGK, am 1. Mai 1994, entstand aus dem städtischen Fuhrpark im Schirrhof (heute Autohaus Borgmann) die Gesellschaft für Stadtreinigung und Abfallwirtschaft. Bereits ein Jahr später nahm die Partnerin der EGK den Betriebshof am Bruchfeld 33 in Betrieb. Auch der Abschied vom Schirrhof hatte Emotionen und vor allem Spekulationen zu Grundstücksgeschäften ausgelöst.
Die GSAK begann zügig, den veralteten Fuhrpark der Stadt zu erneuern. Schließlich musste das Unternehmen den Müll von 230 000 Krefeldern abholen, 800 Kilometer Straßen reinigen, von Schnee und Eis befreien und 2000 Papierkörbe leeren.
Bereits 1995 wurde die Abfallsammelstelle an der Idastraße eingerichtet. Im Jahr darauf wurden auch die Fahrzeuge der Straßenreinigung dort stationiert. Mehr Farbe bekam die Entsorgung 1996: Da wurde die blaue Altpapier-Tonne eingeführt. Seit 2000 ist die GSAK zertifizierter Entsorgungsbetrieb.