Drei Otellos sorgen für ein fantastisches Verwirrspiel
Die Premiere eines Musicals am Stadttheater begeisterte am Samstag die Zuschauer mit viel Witz und Charme.
„Ich war der Mann, der für euch sang“, singt Max-Otello, nachdem in allgemeiner Verwirrung niemand mehr weiß, wer nun der richtige Otello ist. Denn es gibt drei von ihnen. Zu Beginn warten alle Akteure bei Donner und Blitz in der „echten“ Verdi-Oper auf die Ankunft des Helden. Doch der Startenor Tito Merelli kommt nicht. Nach langer Wartezeit, taucht er dann doch endlich auf — mit seiner Frau Maria im Schlepptau.
Allerdings hat er Bauchschmerzen und kann dem Liebesangebot seiner Frau nicht folgen. Eheszene — sie verlässt ihn und hinterlässt einen Abschiedsbrief. Währenddessen denkt sich Regieassistent Max, dass er auch mal glänzen möchte. Deshalb gibt er dem Startenor ein Schlafmittel in den Wein. Dieses versetzt den von Bauchschmerzen geplagten Otello in einen tiefen Schlaf, so dass er für tot gehalten wird. Maggie, die Verlobte von Max, will aber vor ihrem Ja-Wort noch etwas erleben und hat eine Affäre mit „Max-Otello“, den sie für den Star Tito Merelli hält. Doch hier hört das Verwirrspiel nicht auf. Denn Operndirektor Saunders trifft auf seine drei „Annas“, die Ex-Frauen. Und er trifft auf Desdemona, die ihm ihre „Divagelüste“ samt Affärenwünsche vorsingt — eine Opernparodie par excellence.
Da der Präsident, der die Vorstellung besucht, nicht warten soll, taucht nun auch der Operndirektor als Otello auf. Nun gibt es drei von ihnen: einen Echten, der für tot gehalten wird, Max, der die Rolle ziemlich überzeugend ausfüllt und der Direktor, ein unechter, der aber den Otello so gut singt, dass er gefeiert wird. Das sorgt für viele Verwechslungen: So kommt einer aus dem Schrank, der nächste aus dem Bad, die Frauen wollen den Startenor bezirzen — Parodie auf der ganzen Linie. Selbst der Opernmord ist Parodie. „Desdemona“ und „Otello“ zittern und zappeln noch nach dem Sterben. „Otello darf nicht platzen“ , das Musical von Peter Sham nach der Komödie von Ken Ludwig, hat am Samstag im Theater in Krefeld seine Premiere gefeiert.
Das Stück lässt kein Klischee aus: Theater im Theater, Befindlichkeiten, Sehnsüchte und Verwirrungen. All das ist glänzend gespielt und gesungen von Lukas Witzel, der als Max-Otello mit seinen unterschiedlichen Stimmqualitäten begeisterte. Markus Heinrich als Operndirektor Saunders, lebendig überzeugend, die Operndiva, von Gabriela Kuhn gekonnt als Opernszenenspiel dargeboten, Maria Merelli von Susanne Seefing adäquat gespielt und gesungen — und nicht zuletzt der Star Tito Merelli von Andrea Matthias Pagani überlegen gesungen und gespielt.
Die Regie von Ansgar Weigner nutzt das Spiel mit Witz und Charme ohne in Klamauk zu verfallen. Immer wieder schimmert eine Ernsthaftigkeit durch die Dialoge, die das Wesen der Komödie ausmachen. Die Niederrheinischen Sinfoniker spielen unter der Leitung von Andreas Fellner, manchmal zu laut, so dass die Stimmen aufgesogen werden und der Text, der überwiegend deutlich gesungen wurde, nicht mehr zu verstehen ist.
Der Chor und die Statisten fügen sich mit Engagement in das Spiel im Spiel ein. Und das Publikum feiert die spannende, spritzig-rasante Aufführung mit anhaltendem Applaus. Eine gelungene Premiere, die mit sehr viel Nachdenklichkeit und Witz aufwartet. Sehenswert.