Drogendealer-Prozess: Prostituierte sollten Koks verteilen
Zweiter Tag im Kokain-Prozess: Die Drahtzieher sollen zwei türkische Brüder sein.
Krefeld. Zweiter Verhandlungstag gegen acht zwischen 21 und 39 Jahre alte Angeklagte, sechs von ihnen stammen aus der Türkei, die angeblichen Kuriere Zafer Y. und Monika S. kommen aus Polen und den Niederlanden. Ihnen wirft die Staatsanwaltschaft vor, zwischen Januar und Juni 2008 in 17 Fällen mit Kokain im Gesamtwert von 300.000 Euro unerlaubt Handel getrieben zu haben.
Ein Großteil der Abnehmer sollen Prostituierte in Saunaclubs und Eros-Centern in Krefeld, Duisburg und am Niederrhein gewesen sein. Für ihre Geschäfte soll die Dealer-Bande über ein Arbeitshandy verschlüsselte Absprachen getroffen und Depotwohnungen für Lagerung und Auslieferung der Droge, etwa auf der Viktoria- und Kölnerstraße, angemietet haben. Einzelne Mitglieder seien für die Kassenverwaltung, Gewinnabrechnung und Beschaffung von Leasing-Fahrzeugen zuständig gewesen.
Die Angeklagten machten zu den Vorwürfen bislang keine Angaben. Lediglich der Jüngste, ein 21-jähriger Türke, schilderte am Donnerstag kurz und knapp seinen Lebenslauf. Er sei in Deutschland geboren, in Krefeld aufgewachsen und habe mit 17 Jahren die Schule verlassen, weil er keine Lust mehr hatte. Kurz darauf sei er aus der elterlichen Wohnung ausgezogen, lebte bei einem Freund und schlug sich mit Aushilfsjobs wie Pizzataxifahrer durch.
Danach berichtete der Leiter der polizeilichen Ermittlungskommission allgemein über den Beginn des Verfahrens, ohne vorerst auf Einzelheiten der Telefonüberwachungen einzugehen. Drahtzieher sollen die türkischen Brüder Ö. sein, der eine hatte sich hoch verschuldet, der andere treibe ein aufwändigen Lebensstil. Die Bestellungen erfolgten konspirativ; Kokain lief unter der Bezeichnung "Zigarette".
Um neue Lieferschienen aufzubauen, sollte eine deutsche Strohfrau nach Krediten bei der Bank fragen. Ende 2007 entwickelte man in der Wohnung auf der Viktoriastraße Strategien und Pläne mit dem Ziel, vermehrt Prostituierte und Türsteher zu gewinnen. Am 5. Januar 2008 kam es zur ersten Lieferung, nachdem einer der Angeklagten signalisierte: "Ich bin wider gesund" Soll heißen: "Ich kann liefern."
Danach kam es zu Streitigkeiten über die Nutzung von Wohnungen und zum Bruch der Gruppierung. Einige machten weiter, wobei die Gewalt über das Geld dann einer einzigen Person übertragen wurde. Am 2. und 11. Juni 2008 erfolgten die Festnahmen in Krefeld.