Eiermann: Ein Vorbild für die Nachkriegsarchitektur
Die Karlsruher Gesellschaft hebt die Bedeutung des Stadthauses hervor. Dieses frühe Objekt gelte es zu erhalten, ganz gleich für welche Nutzung.
Krefeld. „Krefeld ist stolz auf die Häuser von Mies van der Rohe, Krefeld sollte genauso stolz darauf sein, dass es einen echten Eiermann hat“, sagt der Frankfurter Architekt Peter Westrup über das Stadthaus, das derzeit in der Diskussion steht. Westrup ist im Vorstand der Karlsruher Egon- Eiermann-Gesellschaft, hat bei Eiermann studiert und in seinem Büro gearbeitet.
Soll das von Egon Eiermann errichtete Baudenkmal Stadthaus für 21,5 Millionen Euro saniert oder an der Friedrichstraße ein Verwaltungsneubau für cirka 40 Millionen Euro errichtet werden? Und was geschieht im zweiten Fall mit dem Stadthaus? Für Peter Westrup sind Zahlen eher zweitrangig. Ihn interessiert vor allem der „ideelle Wert“ des Stadthauses.
Eiermann (1904-1970) hat den Flachbau des Stadthauses von 1950-1953 und das dahinter gelegene Hochhaus von 1953-1956 gebaut. Verwaltung und Lager der Textilfirma Verseidag hatten hier ihren Sitz. Erst seit dem Einzug der Stadtverwaltung Ende der 1970er Jahre wird das Ensemble komplett als Bürogebäude genutzt.
Westrup verweist auf die Bedeutung Eiermanns für die Nachkriegsarchitektur. Dazu muss er nicht lange ausholen. Die Berliner Kaiser-Wilhelm-Gedächtnis-Kirche (1963) und der „lange Eugen“, das Abgeordnetenhochhaus in Bonn (1969), stammen von Eiermann, zwei prominente Gebäude der Bonner Republik. Dazu kommen viele Verwaltungshäuser für bekannte Firmen und der deutsche Pavillon, den er mit Sep Ruf für die Weltausstellung 1958 in Brüssel errichtete.
Das Stadthaus sei „ein früher Eiermann“, erklärt Westrup. Der Betonskelettbau mache nach außen die Konstruktion sichtbar und entspreche den Vorstellungen der „Neuen Sachlichkeit“, mit der man nach dem Krieg die Verbindung zur Moderne wieder aufgenommen habe.
Die Krefelder Architekten Klaus und Piet Reymann haben das Gutachten zu den Sanierungskosten für das Stadthaus erstellt. „Wir haben die Originalpläne dafür eingesehen“, erklärt Piet Reymann, „da wird ein Niveau sichtbar, das die meisten Neubauten in Krefeld nicht erreichen.“
Sollte die Stadt das Stadthaus selbst nicht mehr nutzen wollen, sei eine andere Nutzung als die als Verwaltungs- oder Bürogebäude schwer vorstellbar, sagt Westrup. Man müsse ja nicht unbedingt einen Vermieter für das ganze Ensemble finden, sondern könne einen Büropark installieren.
Piet Reymann sieht eine größere Flexibilität für die Nutzung vor allem des Hochhauses. Die Unterteilung der einzelnen Etagen sei völlig variabel handhabbar, bis hin zur völligen Aufgabe der jetzigen Raumstruktur.
Wie immer die Zukunft des Stadthauses aussehe, mit der Sanierung sollte man jedenfalls nicht mehr lange warten, gibt Piet Reymann zu bedenken. „Weitere Verzögerung bedeutet eine Verschlimmerung der Schäden.“