Ein fesselnder Abend, der im Nu vergeht
Leslie Malton und Felix von Manteuffel haben in der Synagoge Geschichten von Moravia präsentiert.
„Ach, die Frauen . . . „ so hat das Schauspielerpaar Leslie Malton und Felix von Manteuffel den Titel ihrer Lesung genannt. In der Synagoge an der Wiedstraße lasen sie in der Veranstaltungsreihe Habima Geschichten des italienischen Schriftstellers Alberto Moravia vor.
Dafür hatten sie sich Erzählungen über Männer, Frauen und Beziehungen ausgesucht, die in Rom spielen. Malton und von Manteuffel wechselten sich während des Abends ab: Der eine nannte den Titel, der andere trug die Geschichte vor — oder beide lasen zusammen, wenn Dialoge in den Erzählungen vorkamen.
Gestikulierend, atmosphärisch und emotional präsentierten die Schauspieler die ausgewählten Auszüge. Denn so wird die Szenerie in den italienischen Geschichten ganz deutlich. Es sind einfache Menschen in einfachen Verhältnissen, von denen die verschiedenen Ich-Erzähler berichten. Einer erinnert sich an seine Jahre mit Giacomina: „Wie sehr liebten wir uns — aber wir wussten es nicht.“
In Moravias Geschichten, der von 1907 bis 1990 lebte, spielt auch immer die Stadt eine tragende Rolle: Durch die genauen Schilderungen von Gassen und Straßen, Häusern und Plätzen wird sie greifbar. „Die unsichtbare Frau“ bringt den Leser jedoch auch aufs Land. Diese Erzählung spielt in einem großbürgerlichen Milieu und endet mit einer überraschenden Auflösung. Die Ich-Erzählerin ist vom eigenen Ehemann erschossen worden, und berichtet aus ungewöhnlicher Perspektive.
Die Vorträge und Geschichten sind so fesselnd präsentiert worden, dass mehr als zwei Stunden im Nu vergingen.