Ein Weihnachtsfest für 220 Bedürftige

40 Helfer der St. Martinsgemeinde geben an Heiligabend im Gemeindezentrum an der Ispelsstraße Essen und Getränke aus. Die Nachfrage ist groß. Zum Hauptgang gibt es Schweinebraten und Klöße.

Foto: Andreas Bischof

Sie nehmen alljährlich die Martinslegende ernst und teilen: ihre Zeit. Wieder waren etwa 40 Helfer der St. Martinsgemeinde im Westen der Stadt am Heiligen Abend viele Stunden auf den Beinen. Sie bereiteten mehr als 220 einsamen Menschen einen schönen Nachmittag und Abend im Sinne des Heiligen Martin. Das hat seit 44 Jahren wahrhaft Tradition und wird von den Einsamen und Bedürftigen von Jahr zu Jahr mehr angenommen. Als sich die Tür zum Gemeindezentrum an der Ispelsstraße im Schatten der St. Martinskirche gegen 15 Uhr öffnet, da stürmen die Gäste ins Haus. Mit „Tach zusammen“ erklimmen sie die hohe Treppe zum großen Saal.

Die vielen Helfer waren von der Organisatorin Friederike Lingemann schon um 14 Uhr begrüßt worden. Dabei stand ihr Hans Mörchen, der seit Anbeginn dabei ist, zur Seite. Viele Gäste und Helfer kennen sich schon lange. „Ich bin schon mehr als zwanzig Jahre dabei“, sagt Maria Doumbaki aus dem Südbezirk, „meine Familie weiß, dass ich beim Weihnachtsfest helfen muss.“

Auch Jürgen Bestajovsky, der seit mehr als 20 Jahren die Essensausgabe leitet, kann sich einen Heiligen Abend ohne die Feier in St. Martin nicht vorstellen. Zu Beginn bekommt jeder Gast Kaffee und Kuchen und Charly Niessen singt zur Gitarre bekannte Lieder dazu. Später liest Diakon Michael Gerards die Weihnachtsgeschichte.

Pastor Frank-Michael Mertens von der Pfarre Maria Frieden, zu der auch die Gemeinde St. Martin gehört, macht einen Rundgang und kündigt das gemeinsame Festessen an. Wie schon seit Jahren spendet der Nordbahnhof Schweinebraten mit Rotkohl und Klößen. Und dazu gibt es, wie schon seit Zeiten von Pfarrer Franz-Josef Radler und Betreuer Herbert Drabben, ein gezapftes Bier. Diese Tradition haben die heutigen Organisatoren beibehalten. Der Kirchenvorstand hat sogar für diesen Tag das Rauchverbot aufgehoben.

Zahlreiche Sach- und Geldspenden erleichtern den Helfern die nicht einfache Organisation. Wer einige Tage zuvor das Gemeindezentrum besucht, sieht in allen Ecken und auf den Treppenstufen Lebensmittel und Süßigkeiten, die später in mehr als 230 Geschenktüten verpackt werden. Die Kinder, wie Noel, Nic und Josi, bekommen Spielzeug und Süßigkeiten, während die Tüten der Erwachsenen eher Nahrhaftes enthalten.

Im Kellergeschoss, da wo sich die Räume des Jugendzentrums Canapee befinden, sind fast dreißig Kinder versammelt. Bei der Betreuung hilft auch die Praktikantin Stephanie Sampson. Die junge Frau stammt aus Ghana und ist in Aachen aufgewachsen. Sie möchte Sozialarbeit studieren und hat ein Händchen für Kinder. Diese spielen gemeinsam, singen miteinander und beschäftigen sich. Rolf beispielsweise backt mit Begeisterung süße Waffeln.