Tourismus-Schwund in Krefeld Eine eigene Touristikzentrale für die Schätze der Stadt?
Ulrich Cloos sieht Krefeld in Sachen Vermarktung gut aufgestellt. Eine Analyse soll weitere Erkenntnisse bringen.
Krefeld. Ulrich Cloos ist entspannt, als die WZ den Leiter des Fachbereichs Marketing und Stadtentwicklung mit den Ergebnissen der von der Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein in Auftrag gegebenen Studie zur Tourismuswirtschaft aus der vergangenen Woche konfrontiert. „So eine Studie zu machen, ist legitim“, sagt Cloos und ergänzt: „Auch die Ergebnisse finde ich nicht sonderlich überraschend.“
Was dem Leiter des Stadtmarketings dann aber doch zu denken gibt, sind die von der IHK aus den Studienergebnissen abgeleiteten Thesen und zu ergreifenden Arbeitsschritte für die Städte und Regionen am Niederrhein: „Die Aussagen, die aus der Studie abgeleitet werden, sind in meinen Augen an manchen Stellen undifferenziert."
Zur Erinnerung: Die von der IHK in Auftrag gegebene Studie bescheinigte der Stadt Krefeld, im Tourismussektor anderen Städten und Kreisen hinterherzuhinken. In Zahlen drückt sich das wie folgt aus: Krefelds Anteil am durch den Tourismus am Niederrhein umgesetzten Bruttoumsatz lag 2014 bei nur sechs Prozent. Bei der Tourismusintensität (Übernachtungen je 1000 Einwohner pro Jahr) lag Krefeld nur auf Rang 31 von 42 Kreisen und kreisfreien Städten.
„In der Studie wurde aber nicht aufgeführt, dass sich die Zahl der Übernachtungen im Vergleich zum Vorjahr in Krefeld um 12,2 Prozent gesteigert hat“, bemängelt Cloos. Eine „große Lösung“ zur Vermarktung aller Regionen am Niederrhein, wie sie IHK-Präsident Heinz Schmidt forderte, sieht Cloos als nicht zielführend an.
„Wir tauschen uns auch seit dem Ausstieg aus dem Verbund Niederrhein Tourismus weiter mit den dortigen Vertretern aus, gleichzeitig gibt es regelmäßige Treffen mit dem Arbeitskreis Tourismus und einer separaten Runde mit Hotel- und Ferienanbietern aus“, sagt Cloos.
Der Stadtmarketingchef vertraut dabei auch auf die Ergebnisse einer zusammen mit dem Rhein-Kreis Neuss und der Nachbarstadt Mönchengladbach beim Niers-Institut an der Hochschule Niederrhein in Auftrag gegebenen Studie. In dieser wird eine touristische Potentialanalyse anhand quantitativer und qualitativer Daten erstellt. „Wir rechnen mit den Ergebnissen im Sommer“, sagt Cloos,
Die FDP regt hingegen an, noch einmal über eine Touristikzentrale nachzudenken. Für den Fraktionsvorsitzenden Joachim C. Heitmann sind viele kulturelle und historische Schätze der Stadt Krefeld ohne Touristikzentrale nur Insidern bekannt.
Derzeit liegt das touristische Zentrum der Stadt Krefeld im SWK-Center im Hansa-Haus, wo Informationsmaterialien ausliegen. Dies hält die FDP allerdings „nicht für ausreichend und auch nicht für vertretbar“, da Krefeld zurzeit als Touristikstandort „unter der Wahrnehmbarkeitsgrenze vegitiere“.