Krefeld Eine Zeitreise durch die Elektrothek

Krefelder betreiben ein Museum, in dem die elektronische Entwicklung gezeigt wird.

Foto: Andreas Bischof

Krefeld. Das erste elektrische Haushaltsgerät war wahrscheinlich ein Bügeleisen. Der Elektro-Pionier Friedrich Wilhelm Schindler erfand es 1888, und fünf Jahre später bestaunten es die Menschen auf der Weltausstellung in Chicago. Heute steht das gute Stück in Meerbusch-Osterath. Es ist eines von über 2000 Exponaten der am Ingerweg ansässigen Elektrothek.

Foto: Andreas Bischof

Ein Rundgang durch die Sammlung elektrotechnischer Geräte gleicht einer Zeitreise. „Der Strom kommt aus der Steckdose. Wir zeigen die Entwicklungen, die sich zwischen Kraftwerk und Steckdose in den letzten 100 Jahren abgespielt haben“, sagt Heinz Meckel, erster Vorsitzender des Vereins Elektrothek. Das Museum befindet sich auf dem Gelände der Umspannanlage der Amprion und steht an historischer Stelle. „Bereits 1911 stand hier eine große 25 000-Volt-Anlage“, sagt Meckel.

Die Anfänge der Sammlung liegen in Krefeld. Ende der 1970er-Jahre überschlugen sich die technischen Entwicklungen in der Elektrizitätsversorgung. Alte, ausgebaute Materialien landeten auf dem Schrott. Eigentlich viel zu schade, dachte sich Wolfgang von Moock, der damalige technische Leiter des Rheinisch-Westfälischen Elektrizitätswerks (RWE) in Krefeld. In einem leerstehenden Kellerraum unter der Lehrwerkstatt am Preußenring 49 nahm die Sammlung ihren Anfang. „Der Platz war schnell ausgereizt“, erinnert sich Heinz Meckel. Im September 1981 wurde ein Gebäude der Umspannanlage Osterath frei, seitdem zeigt die Elektrothek ihre Schätze auf 3000 Quadratmetern.

Immer mehr Exponate trafen ein. Energieversorgungsunternehmen stellten ihre Objekte ebenso zur Verfügung wie Privatsammler und Produzenten. „Wir haben alles“, sagt Meckel stolz. „Vom alten Lichtschalter bis zum 400 000-Volt-Leistungsschalter.“ Früher arbeiteten die drei Vorstandsmitglieder Heinz Meckel, Gerhard Minhorst und Reinhard Rohlfing als Ingenieure für die RWE-Regionalversorgung Krefeld. Heute betreuen die Pensionäre die Elektrothek und bieten Technik-Laien und -Experten während einer zweistündigen Führung durch 19 Stationen mancherlei Wissens- und Sehenswertes.

Nicht nur für technisch oder historisch Interessierte lohnt sich der Abstecher nach Meerbusch. Einige Exponate sind einzigartig und nur noch in der Elektrothek zu besichtigen. Wer weiß schon, dass Rosenthal auch technische Keramik herstellte? In der Elektrothek präsentieren sich die zierlichen Porzellan-Isolatoren wie antikes Kaffee-Service in der Glasvitrine.

Die größte und die kleinste Glühlampe befinden sich ebenfalls sicher hinter Glas: Ob 10 000 Watt oder winzig wie ein Stecknadelkopf — Strom floss einmal durch beide. Auch das erste Distanzrelais in Europa (etwa 1925) hat seine Heimat in Osterath gefunden. Das älteste Exponat ist ein kleiner Generator aus dem Jahr 1896. Zu den Raritäten zählen außerdem ein Transformator aus dem Pumpspeicherkraftwerk in Herdecke (1928) und ein Kettenfahrzeug für den Leitungsbau (1947). Als Filmkulisse könnte die Kraftwerksschalttafel aus dem Goldenberg-Werk, Baujahr 1921, dienen. Ihre Instrumente sind in Marmor eingearbeitet. Kunststoff war damals noch keine Option.