Elektroniker: Nur kein Kabel verwechseln
Tim Leifeld will ein Spezialist für die elektrische Energieversorgung in Gebäuden werden. Er lernt die Planung, Installation und Wartung großer Anlagen.
Krefeld. Tim Leifeld strahlt Zufriedenheit aus. Wenn der 20-Jährige über seine Ausbildung spricht, schwingt immer ein wenig Stolz mit. Der junge Mann ist auf dem Weg zur Elektroniker, Fachrichtung Energie- und Gebäudetechnik. Der Vater dient als Vorbild. Als er seine Lehre gemacht hat, hieß der Beruf noch Elektriker.
Leifeld arbeitet bei der Firma Hell in Hüls. Ausbildungsleiter Ralf Schenke berichtet von 70 Bewerbungen für fünf Lehrstellen pro Jahr. "Mathe, Deutsch und Physik sind uns wichtig", sagt Schenke. Gut die Hälfte der Bewerbungen schicke er sofort zurück. Nicht nur wegen schlechter Zeugnisnoten, "sondern weil oft schon die Anschreiben mit Fehlern übersät sind". Von Mädchen gebe es leider nur selten Bewerbungen, obwohl seine Erfahrungen mit ihnen gut seien.
Schenke legt Wert auf hohes Niveau. "Wir haben bei Hell seit Jahren die innungsbesten Azubis", erzählt er. Sollte in der Berufsschule mal einer auf eine Vier rutschen, bietet die Firma Lern- und Hausaufgabenbetreuung an.
"Bei Unregelmäßigkeiten in der Schule gibt’s einen Anruf bei mir, so dass ich reagieren kann." Das sei keine Stasi-Überwachung, sondern "aggressive Lernhilfe".
Leifeld bestätigt, dass die Anforderungen hoch sind. "Die Realschule ist mir leichter gefallen." Vor allem Mathe und Physik seien in der Berufsschule echt schwer. Den meisten Lehrlingen gehe die Praxis leicht von der Hand, aber die Theorie bereite Kopfzerbrechen. "Wir müssen mächtig büffeln", sagt Leifeld, der im zweiten. Lehrjahr ist und eine Zwischenprüfung vor der Brust hat.
"Was wir bauen, fasziniert mich sehr. Und wenn’s funktioniert, ist das schon ein tolles Gefühl", schwärmt Leifeld. Zum Einsatz kommt der Azubi beispielsweise im Helios-Klinikum Hüls. Hell erstellt die komplette Elektroinstallation, auch für die Intensivstation. Sorgfalt sei hier entscheidend. "Nur ja keine Kabel verwechseln. Davon hängen schließlich Menschenleben ab."
Große elektrotechnische Anlagen gehören für Hell zum Kerngeschäft. Das Unternehmen plant und baut sie nicht nur, sondern bietet auch Service und Wartung an. Da wird die 24-Stunden-Bereitschaft zum Normalfall. "Wenn etwas nicht funktioniert, müssen auch wir Azubis schon mit raus, auch nachts oder am Wochenende", erzählt Leifeld.
Privathaushalte zählen nicht zu den Hell-Kunden. Es sind große Firmen und Vereine, die die Dienste des 230-Mann-Betriebs in Anspruch nehmen. Zum Beispiel beim Bau von Fußballstadien. So lieferte Hell sowohl für die BayArena in Leverkusen als auch für die MSV-Arena in Duisburg die Elektrotechnik. Auftragswert: um die zehn Millionen Euro.
Die Ansprüche an solche Anlagen seien schon extrem hoch, sagt Schenke. Während eines Flutlichtspiels werde in zwei Stunden so viel Energie verbraucht wie in tausenden Privathaushalten in zwei Tagen.