Hafen: Von Schluff-Waggons zu Container-Kränen
Die Teilnehmer einer Rundfahrt haben im Krefelder Hafengebiet viele Eindrücke gewinnen können.
Krefeld. Da haben die Teilnehmer der VHS-Hafenrundfahrt gestaunt, als sie in den Eisenbahnhallen des Hafenbetriebs an der Carl-Sonnenschein-Straße die Waggons der historischen Schluff-Eisenbahn entdecken. Sie werden dort gewartet, bevor sie im Mai wieder zum Hülser Berg zockeln. "Den ehrenvollen Auftrag haben wir uns jetzt an Land gezogen", lächelt Andreas Hamm von der Hafenverwaltung, der nach einem einleitenden Bildervortrag den voll besetzten Bus durch das riesige Hafengelände dirigiert.
Hamm legt Wert auf die neue Ausrichtung, die der Krefelder Rheinhafen seit der Kooperation mit den Neuss-Düsseldorfer Häfen 2008 genommen hat. Trotz der Wirtschaftkrise des vergangenen Jahres steuert der ewig verlustreiche Hafen auf eine Plus-Minus-Null im Jahr 2013 hin. "Im ersten Quartal haben wir wieder 38 Prozent zugelegt, es geht wieder aufwärts", stellt Hamm fest.
Am großen Wendebecken im Süden entsteht ein Stück des Aufwärtstrends: Das Stahl-Service-Zentrum von Thyssen-Krupp, eines von drei Weltprojekten neben Brasilien und Alabama, geht noch in diesem Jahr in Betrieb: Edelstahl-Blechrollen werden dort per Schiff angeliefert und für die Kunden zu passgerechten Stücken geschnitten, rund 450.000 Tonnen pro Jahr.
Das ist auch für Heinrich Schroer neu, der viele Erinnerungen an den alten Hafen hat. Von 1965 bis 1974 war er Mitarbeiter der damaligen Hafenverwaltung und hat den Durchstich vom alten Stichhafen von 1905 ins Wendebecken miterlebt. Später war er im Tiefbauamt "Deichgräf".
Besonderen Eindruck auf die VHS-Reisenden machen die beiden großen Containerbrücken auf dem großen Hafenkopf, die von der Firma "Krefelder Container-Terminal" (KCT) betrieben werden.
Andreas Hamm lässt keine Zukunftsperspektive aus, vergisst aber nicht die Probleme. Das große Gelände an der Carl-Sonnenschein-Straße ruft nach einem Lkw-Bahn-Umschlagplatz, aber dafür muss eine schonende Straßenanbindung gefunden werden - für etwa 70 Lkw pro Stunde.
Auch eine zweite Uerdinger Rheinbrücke ist längst in den Berechnungen der Hafenplaner verankert, ebenso wie ein Abbau der denkmalgeschützten alten Hafenbrücke aus dem Jahr 1905.
Am früheren Standort des Stahlwerks Becker weist Andreas Hamm auf die "kaiserlichen Spundwände" direkt am Rhein hin, wo früher vor allem Kohle umgeschlagen wurde. "Die Statiker rechnen zurzeit, was diese Wände heute noch aushalten", hält Hamm auch das für eine Zukunftsperspektive.
Hamm lässt den Bus schließlich zur Uerdinger Werft entlang der Promenade fahren. Dort steht Kran 5 aus dem Jahr 1992 und versieht immer noch seinen Dienst. Auch hier will die Rheinhafen-Krefeld-GmbH umbauen, "damit Uerdingen näher zum Rhein kommt".
Wie bestellt, schippert auf dem Strom ein Container-Schiff von 135 Metern Länge, das die Ladung von 400 Lkw oder fünf Eisenbahnzügen aufnehmen kann. "Mit solchen Einheiten kalkulieren wir unsere Auslastung, also quasi im Minutentakt." Da nehmen ihm die Mitreisenden auch ab, wenn er darauf hinweist: "Krefeld ist eben nicht nur eine Seiden-, sondern auch eine Industrie- und Hafenstadt."