Erdwärme-Kraftwerk: Bürger sind gefragt

Wolfgang Hoever will für das Projekt „Salvea — Lust auf Grüne Energie“ Millionen investieren.

Krefeld. Den selben Fehler wie beim Projekt Stuttgart 21 will Wolfgang K. Hoever nicht machen: Die Bürger zu spät und nicht ausreichend über ein wichtiges Bauvorhaben informieren. Der Krefelder Unternehmer im Gesundheitswesen und Vorstand der Inoges AG plant in Krefeld ein Erdwärme-Kraftwerk mit einem Investitionsvolumen von 40 bis 60 Millionen Euro. Die Unterstützung aller Fraktionen im Rat und der hiesigen Umweltverbänden habe er. „Nun möchten wir in einer weiteren Phase die Bürger in das bisher einzigartige Projekt für NRW mit einbeziehen“, betont der Initiator.

Ab sofort haben alle Interessenten die Möglichkeit, sich auf einer Seite im Internet näher über das Projekt „Salvea — Lust auf Grüne Energie“ zu informieren und darüber abzustimmen.

Ulrich Grubert vom Niederrheinischen Umweltverband (NUV) ist ein Befürworter des Projektes. Mehrere Gründe nennt er bei der Vorstellung des Vorhabens dafür: Die frühzeitige Beteiligung der Bürger, die er sich bei der CO-Pipeline und dem Kohlekraftkraftwerk auch gewünscht hätte. Und das bei dem geplanten Kraftwerk thermische Energie statt knapp werdende fossile Energie verwendet werde. Ein weiterer Grund sei die Größe: „Ein Kraftwerk mit 5,2 Megawatt Leistung ist mit Augenmaß auf Krefeld zugeschnitten, anders als das geplante Kohlekraftwerk mit 750 Megawatt.“ Auch die Möglichkeit zur Einspeisung der gewonnenen Energie ins nahe Fernwärmenetz sei gut.

Zwischenfälle wie in Staufen erwartet der Umweltaktivist in Krefeld nicht. Dort war 2007 nach sieben Bohrungen bei einer Tiefe von 140 Metern Wasser in Gesteinsschichten mit Anhydrid ausgetreten und hatte sie aufquellen lassen. Mit der Folge, dass sich der Boden der darüber liegenden Stadt Staufen seither um einen Zentimeter pro Monat hebt. „Hierbei muss man genau unterscheiden zwischen oberflächennaher Geothermie, wie sie in Staufen praktiziert wurde, und zwischen Tiefen-Geothermie, die wir vorhaben“, sagt Hoever.

Hoever will aus einer Tiefe von rund 5000 Metern Wärme und Strom gewinnen. Dazu hat er auch Kontakt aufgenommen zum Geologischen Dienst. „Die Geologen am Niederrhein haben nur Kenntnisse bis in eine Tiefe von rund 2600 Metern.“ Welche Gesteinsschichten darunter liegen, sei bisher nicht bekannt. Mit Anhydrid werde nicht gerechnet.

Hoever hat die Erlaubnis für Probebohrungen auf einem Feld der Größe von 357 Quadratkilometern. Das reicht von der Stadtgrenze Duisburg über Krefeld bis nach Kempen. Im Visier haben er und das beauftragte Karlsruher Ingenieurbüro Geo Thermal das Kempener Feld. Auf Nachfrage kreist er die Flächen ein: „Favorisierte Plätze für das Kraftwerk sind die Grundstücke, auf denen einst Kerry-Gold, Absatzzentrale oder Verseidag waren.“ Sie liegen in der Nähe der Westparkstraße, dem Sitz von Salvea in der historischen Husarenkaserne. Ein solches Kraftwerk benötigte eine Fläche von 2000 Quadratmetern.

Drei Investoren für das Erdwärme-Kraftwerk hat er nach eigenem Bekunden an der Hand. Noch in diesem Frühjahr soll mit der Seismik begonnen werden. Kosten: zwischen 500 000 und 600 000 Euro. Diese Messung per Echo gibt Aufschluss über den Untergrund in 5000 Metern Tiefe. Im nächsten Jahr könnte dann die erste Probebohrung stattfinden, der Baubeginn ist für Ende 2013 angepeilt. Hoever: „Das könnte ein Leuchtturm-Projekt für NRW werden.“