Fall Uerdinger Bahnhof -Wie historische Säulen in einem Moerser Hinterhof landeten
Beim Umbau des Bahnhofs sind vor drei Jahren historische Säulen spurlos verschwunden. Die Reste finden sich nun auf einem Hinterhof in Moers.
Krefeld. Am Ende ist alles schnell erledigt, mit einem Schulterzucken und einem Federstrich. Nr. 725 wird von der Krefelder Denkmalliste getilgt — wo nichts mehr ist, gibt es nichts mehr zu schützen. Die Politik bedauert den Vorgang und geht zur Tagesordnung über.
Dabei ist es durchaus ungewöhnlich, wenn ein tonnenschweres, haushohes und 100 Jahre altes Denkmal spurlos verschwindet. Doch genau das ist beim Umbau des Uerdinger Bahnhofs geschehen: Die historische Überdachung des Bahnsteigs, die als „museales Element“ in den Neubau integriert werden sollte, war nach dem Abriss im Jahr 2008 nicht mehr aufzufinden.
Die Bahn erklärte damals auf Nachfrage, das Denkmal sei „entsorgt“ worden: „Über den Verbleib der Säulen konnte keiner der Vertreter der Deutschen Bahn AG Auskunft geben“, lautete die säuerliche Feststellung der Denkmalschützer. Dennoch verzichtete die Politik darauf, die Bahn in Regress zu nehmen.
Drei Jahre später sind die Säulen wieder aufgetaucht: Sie liegen auf einem Hinterhof in Moers. Ein Sammler, der seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, gibt bereitwillig Auskunft, wie er in den Besitz des Denkmals gelangt ist: „Die Abrissfirma hatte die Säulen abgebaut und zum Teil kaputt gehauen. Sie sollten auf den Schrott. Da habe ich sie quasi gerettet.“ Gegen „ein paar Euro in die Kaffeekasse“ habe er sie mitgenommen: „Es wäre eine Schande, sie zu verschrotten.“
So sieht das auch der Uerdinger Heimatbund, der die Säulen gern am alten Standort sähe. „Dazu müsste am Bahnhof aber endlich was passieren“, erklärt der Vorsitzende Elmar Jakubowski im Hinblick auf die Pläne, im Gebäude ein Brauhaus einzurichten. Doch die Verhandlungen mit der Bahn sind ins Stocken geraten (die WZ berichtete).
Die Geschichte mit den Säulen sieht man dort heute in neuem Licht. Auf WZ-Anfrage erklärte ein Bahnsprecher, das Dach sei „im Einvernehmen mit der Stadt und dem Denkmalschutz“ abgerissen worden.
Ein Erhalt sei nicht möglich gewesen, also habe die Abrissfirma den Auftrag erhalten, „die Materialien zu entsorgen“. Die Stadt stellt das anders dar: „Dazu hat es nach meiner Kenntnis keine Zustimmung gegeben“, sagt Baudezernent Thomas Visser.
Der Sammler aus Moers wundert sich derweil über das plötzliche Interesse an seinen Schätzchen: „Der Abriss hat doch Monate gedauert. In all der Zeit hat sich nie jemand für die Säulen interessiert.“