Soziales Familienhebammen helfen

Die Stadt stockt das Angebot früher Hilfen auf und finanziert ab Sommer zwei weitere Fachkräfte.

Foto: SkF Krefeld

Krefeld. Die Zahl der Grundschulkinder nimmt zu, die massiv auffällig sind, sich nicht an Regeln halten und teils aggressives Verhalten gegenüber anderen Kinder, sich selbst, aber auch gegenüber Erziehern zeigen. „Auch die Zahl der Mütter steigt, die wegen der unkontrollierbaren Ausbrüche ihrer Kinder verzweifeln und nicht wissen, was zu tun ist“, erzählt Dietmar Siegert aus dem Alltag des Kinderschutzbundes. Umso glücklicher ist er über den Ratsbeschluss, die frühen Hilfen weiter zu fördern und die Arbeit der Familienhebammen in Krefeld auszubauen.

„Frühe Hilfen sind für mich keine freiwilligen Leistungen einer Kommune, sondern ein Muss bei den präventiven Hilfen“, betont der Geschäftsführer des Kinderschutzbundes. „Alle Hilfen, die man frühzeitig anbietet, zeigen Wirkung in der Familie und helfen gleichzeitig, in späteren Jahren Kosten für weitere Hilfen zu vermeiden.“

Der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und der Kinderschutzbund haben das vor vielen Jahren erkannt und bieten seither im Rahmen ihrer finanziellen Möglichkeiten in Krefeld verschiedene Angebote an. So zum Beispiel „Guter Start ins Leben“, das „Café Juwel“ und „Geborgen von Anfang an“. Siegert: „Kinder haben ihren eigenen Rhythmus, ihre eigenen Bedürfnisse, ihre eigene Kommunikation, die gilt es als Mutter und Vater zu erkennen und darauf angemessen zu reagieren.“

Seit März 2014 helfen zwei Familienhebammen Schwangeren und Eltern bis zum ersten Lebensjahr des Kindes, den Alltag zu meistern. Die beiden Mitarbeiterinnen des SkF und Kinderschutzbundes teilen sich eine Stelle. Gefördert wird dieses Angebot aus der Bundesinitiative „Netzwerke Frühe Hilfen und Familienhebammen“ mit bislang 43 000 Euro. Aufgrund der in den vergangenen Jahren gestiegenen Personalkosten sollen die Mittel für 2017 auf 49 500 Euro angehoben werden. Eine weitere Aufstockung ist nicht geplant.

„Der Bedarf ist aber gestiegen“, sagt Siegert. Über die Krankenversicherung werde eine entsprechende Nachsorge nach der Entbindung finanziert. Doch inzwischen gebe es kaum noch herkömmliche Hebammen. Seit Jahren kämpfen sie gegen die extrem gestiegenen Versicherungsprämien und hohen Nebenkosten, die viele bereits dazu gezwungen haben, ihre Tätigkeit aufzugeben. Schwangere bekommen das zu spüren. Nach ihrer Entlassung aus dem Wochenbett sind sie oftmals bei der richtigen Pflege und Versorgung ihres Kindes auf sich allein gestellt.

Die Arbeit der Familienhebammen geht über die Arbeit regulärer Hebammen hinaus. „Unsere Hauptaufgabe ist es, neben der Vermittlung des Basiswissens, den Bindungsaufbau zwischen Mutter und Säugling zu fördern“, sagt Nadine Matthäus, eine der beiden Familienhebammen von SkF und Kinderschutzbund. Psychischen, körperlichen und sozialen Störungen bei Kindern soll mit ihrer Hilfe vorgebeugt, die elterliche Kompetenz und Erziehungsfähigkeit erweitert werden. Außerdem weisen die beiden die Mütter auf weitere frühe Hilfen hin, wo Bedarf besteht.

Ab Sommer werden die beiden Familienhebammen Unterstützung bekommen. Wegen der gestiegenen Nachfrage hat vor kurzem der Jugendhilfeausschuss einstimmig und der Rat mehrheitlich einer weiteren Stelle für eine Familienhebamme zugestimmt. Die werden sich zwei neue Mitarbeiterinnen teilen. Die zusätzlichen Kosten dafür übernimmt in dem Fall die Stadt, weil vom Bund kein weiteres Geld zu erwarten ist.

Dennoch gibt es ein Problem: „Es ist kein geeignetes Fachpersonal zu bekommen“, erklärt Siegert. Familienhebammen benötigen eine Zusatzausbildung, die viele sich nicht leisten könnten. „Wir würden die Zusatzausbildung auch selber finanzieren“, wirbt Siegert und hofft, so geeignete Mitarbeiterinnen zu finden.