Menschen Fataler Irrtum: Wie eine Krefelderin plötzlich zu den Toten zählte

Krefeld · Krankenkasse erklärte 59-jährige Uerdingerin für tot – obwohl es auch noch eine frühere Mitarbeiterin war.

Sieglinde Höhl zeigt den schockierenden Brief ihrer Bank in ihrer Wohnung in Uerdingen.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Solche Briefe wünscht sich niemand. Das Schreiben, das Sieglinde Höhl vergangene Woche von der Sparda-Bank in ihrem Briefkasten fand, erklärte die Uerdingerin für tot. Ein Schock für die 59-jährige. Ein Albtraum. Der WZ erzählt sie, wie es zu dieser grotesken Panne kommen konnte und welche Folgen das für sie hatte.

Adressiert war die schreckliche Mitteilung logischerweise an die Erben von Sieglinde Höhl. Zunächst wird da höflich ein „aufrichtiges Beileid“ ausgesprochen. Dann folgt das Angebot, die Erben bei der Regelung des Nachlasses gerne bei einem Gesprächstermin zu unterstützen. Und: Das eingezahlte Kapital der (vermeintlich) Verstorbenen, die Mitglied der Genossenschaft war („Die Mitgliedschaft endet zum 31.12. dieses Jahres“), stehe den Erben nach der Vertreterversammlung im Sommer zur Verfügung. „Ich bin aus allen Wolken gefallen“, sagt Sieglinde Höhl. Sie ruft ihren Bruder an, erzählt ihm von dem Brief und fährt mit ihm zur Bank-Filiale in der Innenstadt. Dort wird sofort klar, dass die Bank nichts für den Irrtum kann, denn die verweist darauf, von Sieglinde Höhls Krankenkasse über deren Ableben schriftlich informiert worden zu sein.

Ihrem „Tod“ folgt ein Rattenschwanz an Sorgen

Wie konnte das der Krankenkasse passieren? Pikanterweise hat Sieglinde Höhl just bei dieser Kasse jahrelang gearbeitet, 2017 schied sie nach einem schlimmen Trauerfall in ihrer Familie auf eigenen Wunsch aus. Deshalb möchte sie auch nicht, dass der Name der Krankenkasse publik wird. Das freilich erklärt zu einem Teil den Irrtum. Höhl: „Mein Mann ist Ende August gestorben. Als dessen Sterbeurkunde bei unserer Krankenkasse einging, war darauf auch ,Mitarbeiter’ vermerkt und ,Krefeld’. Ein Sachbearbeiter hat dann wahrscheinlich nicht mehr den Vornamen gegengechekt, sondern einfach Höhl’, ,Mitarbeiter’ und ,Krefeld’ an die uns betreuende Geschäftsstelle weitergegeben.“

Und weil dann nur noch Sieglinde Höhl in Frage kam, war die Krefelderin ganz plötzlich, aber offiziell gestorben. Natürlich konnte die quicklebendige Frau das nicht auf sich beruhen lassen. „Ich habe alle Hebel in Bewegung gesetzt, um wieder zu den Lebenden zu zählen.“

Denn an ihrem vermeintlichen Tod hing ein Rattenschwanz an Institutionen und Verträgen. Alle Konten gesperrt, alle Versicherungen auf Eis gelegt. „Nur zwei privaten Versicherungen war es noch nicht gemeldet worden.“ Als erstes rief sie bei der Krankenkasse an, kündigte ihren persönlichen Besuch in der Krefelder Zweigstelle an. Bei der Kasse muss man rotiert haben, sagt die ehemalige Mitarbeiterin, jedenfalls ging dann alles ganz schnell: Die Kasse entschuldigt sich wortreich, räumt einen unverzeihlichen Fehler ein. Dann  informiert sie sofort alle relevanten Stellen, die Bank, vor allem aber den Rentenversicherungsträger von Sieglinde Höhl: „Sonst hätte ich Ende Dezember keine Rente bekommen.“

Für den Moment glaubt sie, alles geregelt zu haben: „Ich hoffe, dass nichts vergessen worden ist und doch noch eine böse Überraschung auf mich wartet.“ Ganz genau wisse sie das erst Ende des Jahres oder auch später im neuen Jahr. Am wichtigsten sind Rente und Betriebsrente.