FDP-Vorschlag: Wird der Monet doch noch verkauft?
Die SWK sollen von der Stadt Kunst erwerben, um so Schulden zu senken.
Krefeld. Wird der Monet doch noch verkauft? Folgt eine Mehrheit im Rat einem Vorschlag der FDP, könnte es so kommen. Um Altschulden abzubauen, regen die Liberalen an, dass das chronisch klamme Krefeld seiner wohlhabenden Tochter Stadtwerke (SWK) Kunstgegenstände veräußert.
Die SWK würden bei diesem Geschäft in ihrer Bilanz Liquidität gegen Sachwerte tauschen und die Kunstwerke mit einem Leihvertrag der Stadt wieder zur Verfügung stellen. Laut FDP-Fraktionschef Joachim C. Heitmann „bleibt das Tafelsilber also im Konzern Krefeld“.
Um welche Werte es geht, kann Heitmann nicht beziffern. Hinweise erlaubt jene Versicherung, die die Stadt abschließen musste, bevor die Kunstgegenstände des maroden Kaiser-Wilhelm-Museums nach Uerdingen ausgegliedert werden konnten. Dem Vernehmen nach sind die Kunstwerke etwa 120 Millionen Euro wert.
Der größte Schatz dürfte dabei das Gemälde „Houses of Parliament“ von Claude Monet sein. Der 2006 geplante Verkauf sollte 20 Millionen Euro bringen. Damit wollte die Politik nicht nur das Kaiser-Wilhelm-Museum sanieren, sondern auch eine Stiftung für die Kunstmuseen der Stadt auf die Beine stellen. Nach einem bundesweiten Proteststurm wurde die Absicht aufgegeben.
Dieser PR-Gau hat Wunden hinterlassen. „Mit einem solchen Verkauf würde sich Krefeld erneut in Misskredit bringen“, betont Kulturdezernent Roland Schiffer. „Ich halte nichts davon.“ Schließlich hätten sich nach dem Monet-Desaster alle Beteiligten verständigt, „dass wir zu unserer Sammlung stehen“.
Diese wird inzwischen sogar durch gezielte Zukäufe erweitert, finanziert durch Stadt, Museumsfreunde und Spenden aus der Wirtschaft. „Es ist doch widersinnig, einerseits zu kaufen und andererseits zu verkaufen“, sagt Schiffer.
Auch Experten aus der Kunstszene befürchten, dass ein solches Geschäft zwischen Stadt und SWK zu einem neuerlichen Aufschrei führt. Schließlich hat der internationale Verband der Museen (ICOM) klare und sehr strenge Richtlinien zum Verkauf von Kunstwerken formuliert. Wer dagegen verstößt, riskiert seinen guten Ruf.
Die SWK äußern sich zum Vorstoß der FDP zurückhaltend. „Die Entscheidung muss zunächst der Rat treffen“, sagt Stadtwerke-Sprecherin Dorothee Winkmann. Sollte sich tatsächlich eine Mehrheit für diesen Weg finden, werde sich die SWK-Spitze mit dem Thema beschäftigen. „Über Investitionen befindet der Vorstand.“
Der Krefelder Schuldenberg hat eine Höhe von etwa 800 Millionen Euro erreicht. Die Hälfte davon sind Liquiditätsschulden, vergleichbar mit dem Dispokredit von Privatkunden. Das Volumen der Investitionsschulden beträgt ebenfalls rund 400 Millionen. Diese Verbindlichkeiten sind vergleichbar mit privaten Hypothekendarlehen. 2012 steigen die Schulden um weitere 28,7 Millionen Euro.