Ehrenamt Flüchtlingsrat wird 25 Jahre alt

Süd · Die Vorsitzende Christoph Bönders will das kleine Jubiläum nicht für eine Feier nutzen. 25 Jahre Flüchtlingsrat Krefeld – „eigentlich ist das kein Grund, um zu feiern“, sagt er.

Künstler Walled Ibrahim, Christoph Bönders, Anja Jansen, Norbert Athen, Ute Richter (v.l.) engagieren sich für Flüchtlinge in der Stadt.

Foto: abi/Andreas Bischof

. 25 Jahre Flüchtlingsrat Krefeld – „eigentlich ist das kein Grund, um zu feiern“. Diese selbstkritische Erkenntnis des stellvertretenden Vorsitzenden Christoph Bönders hat nichts mit der wichtigen Arbeit des fast 100 Mitglieder zählenden Vereins zu tun, sondern mit der deprimierenden Flüchtlingssituation auf der Welt: Ende 2019 lag die Zahl der Menschen, die weltweit auf der Flucht waren, bei knapp 80 Millionen – vor 25 Jahren waren es noch 20 Millionen weniger. Und auch die jüngsten Vereinbarungen für den EU-Migrationspakt haben Bönders und die Vereinsvorsitzende Ute Richter nicht gerade in Feiertagslaune versetzt.

Im Flüchtlingsrat sind
30 bis 40 Ehrenamtler aktiv

„Menschen werden im Stich gelassen, Recht wird gebrochen“ – das sagt auch Norbert Athen vom Verein Seebrücke mit Blick auf Flüchtlingslager wie Moria auf Lesbos. Und Christoph Bönders erinnert daran, dass es seit 2015 in Deutschland eine Asylrecht-Verschärfung nach der anderen gegeben habe. Beides beschreibt die frustrierende Situation für die ehrenamtlichen Helfer, von denen viele irgendwann auch den Mut verlieren.

Als der Flüchtlingsrat in Krefeld gegründet wurde, habe man auf diese Weise die Arbeit der vielen ehrenamtlichen Gruppen gebündelt, erinnert sich Ute Richter. Der Zusammenschluss war notwendig: Lange habe es eine „menschenunwürdige Praxis der Krefelder Ausländerbehörde“ gegeben, so Bönders. Und erinnert zum Beispiel an das über 18 Monate notwendige Kirchenasyl, um die Abschiebung einer kurdisch-alevitischen Frau mit ihren fünf Kindern zu verhindern. In den vergangenen fünf Jahren habe sich vieles zum Positiven verändert, lobt der stellvertretende Vereinsvorsitzende: Oberbürgermeister Frank Meyer habe 80 Prozent seiner Versprechungen zu diesem Thema auch umgesetzt. Probleme gebe es nach wie vor, etwa bei der Geburten-Registrierung beim Standesamt.

Im Flüchtlingsrat sind 30 bis 40 Ehrenamtler aktiv. Ihre Arbeit reicht von der Einzelfallhilfe – oft über die vor drei Jahren gegründete Beratungsstelle am Bleichpfad – über die Vernetzung mit anderen Gruppen wie „Seebrücke Krefeld“ bis hin zum regelmäßigen Kontakt mit Politik und Verwaltung. Oft müssten die Flüchtlinge hohe bürokratische Hürden überwinden, was sie ohne Hilfe gar nicht schaffen könnten, berichtet Christoph Bönders.

Die Corona-Pandemie hat die Arbeit des Vereins enorm erschwert. So können am Bleichpfald nur noch Termine nach Voranmeldung gemacht werden, was die Flüchtling aber oft überfordert. Die Beratungszahlen seien um ein Drittel bis die Hälfte zurückgegangen. Auch Sprachkurse können statt mit 15 nur noch mit fünf Teilnehmern durchgeführt werden.Beim Verein Seebrücke freut man sich nach Auskunft von Norbert Athen darüber, dass Krefeld zu den 170 Städten in Deutschland gehört, die sich zum „Sicheren Hafen“ erklärt haben. Damit könnten zusätzliche Flüchtlinge aufgenommen werden.

25 Jahre Flüchtlingsrat Krefeld – gefeiert wird dieses Jubiläum am Sonntag, 27. September, ab 11 Uhr im Südbahnhof. Nur 45 geladene Gäste dürfen teilnehmen. In Kooperation mit dem Verein Werkhaus werden Ausstellungen eröffnet. „Menschen auf der Flucht“, „25 Jahre Wirken des Flüchtlingsrates in Krefeld“ sowie das Kulturscout-Projekt „Raumkunst“. Der Künstler Waleed Ibrahim hat es geleitet.