Flüchtlingsrat ist auf der Suche nach privatem Wohnraum

Der Bezug der geplanten Zeltstadt auf dem Gelände der ehemaligen Kaserne an der Kempener Allee ist weiter unklar.

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Krefeld. „Die Hilfsbereitschaft der Krefelder für die wachsende Zahl der Flüchtlinge ist weiterhin sehr groß“, stellt Ute Richter, Vorsitzende des Flüchtlingsrates, fest. „Die Lager der Hilfsorganisationen sind voll. An Sachspenden. Was wir jetzt brauchen, ist Wohnraum, vor allem kleine Wohnungen, für die derzeitigen Bewohner der Turnhallen Gerber- und Lindenstraße.“

Gesucht würden derzeit noch Hilfen für die Essensausgabe in der Glockenspitzhalle, für die Schulaufgabenbetreuung und für Sprachkurse. Im Wohnheim an der Westparkstraße seien inzwischen sechs solche Kurse eingerichtet worden, bilanzierte Richter. Für Interessenten hat die Stadt Krefeld eine Internet-Adresse (siehe Kasten) eingerichtet.

Vorstandsmitglied Margret Schilling stellte das Programm zum 20-jährigen Bestehen des Flüchtlingsrates in Krefeld vom 27. September bis zum 4. Oktober im Rahmen der bundesweiten „Woche des Flüchtlings“ vor. Es startet im Südbahnhof mit der Ausstellungseröffnung „Asyl ist Menschenrecht“ von pro asyl. Abgeschlossen wird die Woche am 4. Oktober um 16 Uhr mit einem ökumenischen Gedenkgottesdienst für die ertrunkenen Flüchtlinge in der Dionysiuskirche (siehe Info-Kasten).

Christoph Bönders, stellvertretender Vorsitzender, ging auch auf die aktuelle Situation der Stadt ein. „Uns wäre lieber, unsere Arbeit wäre nach zwanzig Jahren überflüssig geworden, aber sie ist leider notwendiger denn je.“ Zurzeit befänden sich 1600 Flüchtlinge in Krefeld, die Hälfte davon in Sammelunterkünften. Teilweise erfolge keine Trennung von männlichen und weiblichen Bewohnern mehr. Als Vision sieht Bönders Signale aus der Verwaltung, in der es Überlegungen für städtische Neubauten als künftige Flüchtlingsunterkünfte gebe.

Verwundert sei der Flüchtlingsrat über den langen Zeitraum für die Errichtung der Zeltstadt in der Kaserne an der Kempener Allee, die als Erstaufnahmeeinrichtung des Landes 700 bis 1000 Menschen aufnehmen soll. Seit dem entsprechenden Anruf von Innenminister Jäger beim Oberbürgermeister sei inzwischen fast ein Monat vergangen, ohne sichtbare Fortschritte. Auf WZ-Anfrage nach dem konkreten Stand der Vorbereitungen antwortete am Mittwoch Ursula Bänsch von der Pressestelle der Bezirksregierung: „Die an der Einrichtung der Unterkunft beteiligten Institutionen möchten im Augenblick nur bestätigen, dass die Vorbereitungen und Planungen laufen. Zum derzeitigen Planungsstand fehlen noch einige gesicherte Erkenntnisse.“

Als dringend notwendig sieht es der Flüchtlingsrat an, mit den Anwohnern rund um die Kempener Allee über die kommende Ansiedlung zu kommunizieren. Bönders: „Das wäre zum Beispiel eine konkrete Aufgabe für einen städtischen Koordinator, der damit die Stadtdirektorin und den Sozialamtsleiter entlasten könnte.“ Die Einrichtung einer solchen Stelle hatte vor wenigen Tagen die politische Mehrheit im Verwaltungsausschuss gegen die Stimmen der CDU gefordert.